Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Februar vor allem wegen anziehender Energiepreise im Schnitt um 5,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Januar war die Inflationsrate noch auf 4,9 Prozent gesunken, nachdem sie im Dezember mit 5,3 Prozent den höchsten Stand seit fast 30 Jahren erreicht hatte. "Es ist unglaublich viel Preisdruck in der Pipeline", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. "Der Anstieg der Inflationsrate ist die direkte Folge des russischen Übergriffs auf die Ukraine", ergänzte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.

Fachleute werfen ihre Prognosen für die Entwicklung der Inflation derzeit wegen des Ukraine-Kriegs über den Haufen. Da Russland ein grosser Energielieferant ist, könnten die Sanktionen des Westens und Gegenmassnahmen zu anziehenden Energiepreisen führen. "Aufgrund der Ukraine-Krise ist nicht mit einer baldigen Entlastung der Konsumenten bei den Energiepreisen zu rechnen", sagte Chefökonom Michael Heise vom Finanzdienstleister HQ Trust. Für die nächsten Monate und den Beginn des zweiten Halbjahres rechnet er mit Teuerungsraten von deutlich über fünf Prozent. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hält 2022 bis zu 6,1 Prozent für möglich, sollte eine Eskalation in der Ukraine zu höheren Gaspreisen führen. 2021 war die Rate mit 3,1 Prozent so kräftig gestiegen wie seit 1993 nicht mehr.

Heizen und Tanken wird teurer 

Für Preisdruck sorgt vor allem teure Energie, die im Februar 22,5 Prozent mehr kostete als vor einem Jahr. In Nordrhein-Westfalen kostete Heizöl fast 38 Prozent mehr, Kraftstoffe verteuerten sich um knapp 24 Prozent. In Baden-Württemberg lag die Inflationsrate "nur" bei 3,7 Prozent, wenn man Heizöl und Kraftstoffe ausklammert. Nahrungsmittel verteuerten sich bundesweit um 5,3 Prozent. Waren kosteten im Schnitt 7,9 Prozent und Dienstleistungen 2,8 Prozent mehr.

So viele Firmen wie nie wollen demnächst ihre Preise erhöhen, um gestiegene Kosten abzufedern, wie jüngst eine Umfrage des Ifo-Instituts ergab. Denn die Importe haben sich im Januar binnen Jahresfrist um fast 27 Prozent verteuert und damit so stark wie zuletzt im Oktober 1974 währen der ersten Ölpreiskrise. "Der durch den Krieg ausgelöste Preisschub für Energie, Rohstoffe und Getreide wird die ohnehin immer noch hohe Preisdynamik weiter anheizen", erläuterte ZEW-Fachmann Friedrich Heinemann. Demnach steigen auch die Risiken, dass die Inflation längerfristig hoch bleibt. "Ab jetzt treibt auch der Kreml die deutsche Inflation." 

(Reuters)