Der Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Aufarbeitung der CS-Pleite wird vor Weihnachten erwartet. Die Finma hätte bei der Credit Suisse früher eingreifen müssen, heisst es in dem Artikel unter Berufung auf Personen aus dem Umfeld der PUK.
Wie Recherchen des «Sonntagsblicks» zeigen würden, habe die Finma im Herbst 2022, als bei der Bank erstmals viele Gelder abflossen, eine Trockenübung - einen sogenannten Dry Run - durchgeführt. Unter strengster Geheimhaltung habe die Behörde eine Sanierung der Bank durchgespielt. Mit an Bord seien auch wichtige Vertreter ausländischer Aufsichtsbehörden gewesen, etwa die US-Börsenaufsicht SEC.
«Unzimperlich» nur bei kleinen Banken
Eine Erkenntnis der PUK sei, dass die Finma auch mit den bestehenden Instrumenten einen besseren Job hätte machen können. Die Aufsichtsbehörde verlangt für sich seit längerem eine Bussenkompetenz und bei den Finanzinstituten ein «Senior Managers Regime», um Verfehlungen besser einzelnen Personen zuordnen zu können.
Es zeige sich allerdings immer wieder, dass die bestehenden Instrumente gegen kleinere Finanzakteure wirksam seien, so der «Sonntagsblick» weiter. Das Problem der Finma sei, dass sie bei den «Kleinen» zwar unzimperlich vorgehe, anders aber bei den «Grossen».
Die PUK schlägt dem Medienbericht zufolge eine Stärkung der Aufsichtsorgane vor. Damit sei unter anderem ein professionell zusammengesetzter Verwaltungsrat gemeint. Heute seien drei der neun Mitglieder Professoren. Keines habe je eine Bank-Konzernleitung von innen gesehen.
In dem PUK-Bericht wird gemäss der Zeitung auch die Zusammenarbeit zwischen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Finma kritisch beleuchtet: Klar sei, dass beide Institutionen der CS mit einem beherzten Vorgehen rechtzeitig aus der Patsche hätten helfen können. Es sei eben nicht richtig, wenn gewisse Vertreter der UBS behaupteten, die Credit Suisse sei bereits 2016 zum Untergang verurteilt gewesen.
Zur Eigenmitteldiskussion äussert sich die PUK dem «Sonntagsblick» zufolge derweil nicht. Es werde auch nicht plump die Absetzung der Finma-Präsidentin gefordert.
(AWP)
2 Kommentare
Eine unabhängige, d.h. auch keine parlamentarische, Untersuchung wäre hier notwendig gewesen, um den Resultaten wirklich Vertrauen schenken zu können. Das Parlament ist hier leider gleich mehrfach befangen, denn (a) hat es mit dem Obligationenrecht den Handlungsrahmen von Konzernen wie der CS geschaffen, (b) hat es die FINMA geschaffen und deren Budget definiert und (c) hat es den Bundesrat gewählt, der nicht nur kei Luscht sondern noch vielmehr kei Ahnig hatte.
Das darf aber nicht darüber hinwegtäschen, dass die Nr. 1 Schuldigen im VR und der Geschäftsleitung der CS Group sitzen und sassen. Wären die 250 auf der Autobahn gefahren, würden die alle seit Monaten in Untersuchungshaft sitzen. Aber bei mutmasslicher hochgradiger Wirtschaftskriminalität passiert rein gar nichts. Im Mittelalter hätten man die Verantwortlichen ohne grosses Federlesen an den Füssen voran an die Decke gehängt und dort baumeln lassen, bis der Kopf mal wieder so richtig durchblutet wurde.
Die Finma leidet unter dem gleichen offensichtlichen Mangel, wie im Grunde jede behördliche Institution, man kann auch Verwaltung sagen: der eigentlichen zwingenden Voraussetzung, des tiefgreifenden branchenbezogenen Knowhows!