Holcim bestätigt einen Bericht der Financial Times vom Samstag, wonach das Nordamerika-Geschäft abgespaltet und an die Börse gebracht werden soll. Ausserdem zieht sich der langjährige Firmenchef Jan Jenisch an die Spitze des Verwaltungsrats zurück. Bisher war er in einer Doppelfunktion tätig. Für ihn übernimmt der bisherige Europa-Chef Miljan Gutovic.
In Anlegerkreisen werden diese Neuigkeiten begrüsst. Nach einem frühen Vorstoss auf ein Acht-Jahres-Hoch bei 68,50 Franken, gewinnt die Holcim-Aktie zur Stunde noch 3 Prozent auf knapp 66 Franken. Nach sie 2023 weit oben auf der SMI-Gewinnerliste anzutreffen war, bekundete die Aktie in den letzten Wochen sichtlich Mühe. Beobachter schliessen daher nicht aus, dass sich mit den Plänen für das Nordamerika-Geschäft die nächste Stufe der Kursrakete zünden lässt.
Eigenes Wachstumsprofil erfordert eigene Strategie
Etwas zurückhaltender ist da die UBS. Wie die Grossbank in einem Kommentar schreibt, sind bisher noch zu wenige Informationen verfügbar, um sich ein klares Bild von der Verselbständigung des Nordamerika-Geschäfts machen zu können. Für 2023 geht die UBS in Nordamerika von einem operativen Gewinn (EBITDA) von umgerechnet 2,6 Milliarden Franken bei einem Jahresumsatz von 10,5 Milliarden Franken aus. Die Grossbank hält vorerst am 66 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel für die Holcim-Aktie fest und stuft sie wie bis anhin mit "Neutral" ein. Dem zuständigen Analysten zufolge könnte die Summe des Werts der einzelnen Unternehmensteile im Zuge der geplanten Abspaltung auf 69 Franken je Aktie steigen.
Sein Berufskollege bei Morgan Stanley glaubt nicht, dass blosses "Financial Engineering" als Beweggrund hinter der Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts steckt. Seines Erachtens weisen die dortigen Geschäftsaktivitäten ein ganz anderes Wachstumsprofil als die übrigen Aktivitäten auf. Das wiederum verlange nach einer eigenen Strategie. Ausserdem geht man bei der US-Investmentbank davon aus, dass sich das Wachstumspotenzial in Nordamerika so besser ausschöpfen lässt. Die Aktie wird weiterhin mit Overweight und einem Kursziel von 72 Franken zum Kauf angepriesen, wobei das Kursziel durch die Abspaltung auf 74 Franken steigen könnte.
Für den Vontobel-Analysten strafen die Neuigkeiten diejenigen Lügen, welche nach dem Verkauf des Indien-Geschäfts eine Verlangsamung der Neuausrichtung befürchtet hatten. Die Pläne für das Nordamerika-Geschäfts würden zeigen, dass die Schaffung von Mehrwerten bei Holcim gross geschrieben werde. Der Experte sieht sich deshalb in seiner Kaufempfehlung sowie im Kursziel von 75 Franken bestärkt.
Eine erste Kurszielerhöhung trifft ein
Bei der Zürcher Kantonalbank beziffert man den fairen Wert der Holcim-Aktie unter Abzug der Nettoverschuldung auf 75 bis 88 Franken. Mit der geplanten Kotierung des dynamisch wachsenden Nordamerika-Geschäfts und den ambitionierten Zielvorgaben werde dieses Bewertungspotenzial deutlich sichtbarer werden, wie der zuständige Experte schreibt. Er wertet nicht nur die Transaktion, sondern auch die Nachfolgelösung an der Konzernspitze als klar positiv für die "Übergewichten" lautende Investmentthese.
Die französische Investmentbank Oddo erhöht das Kursziel für die Aktie von Holcim auf 70 (zuvor 60) Franken. Das Anlageurteil bleibt bei "Neutral". Weitere Kurszielerhöhungen dürften folgen, wie aus hiesigen Börsenkreisen verlautet.
Etwas zurückhaltender ist der für den US-Broker Stifel tätige Analyst. Seines Erachtens legt Holcim mit den Abspaltungsplänen zwar das Fundament, um Aktionärswerte zu schaffen. Ob es tatsächlich dazu kommt, darüber entscheide jedoch nicht zuletzt die erfolgreiche Umsetzung. Mit seinem 69 Franken lautenden Kursziel trage er selbst diesem Umstand bereits Rechnung, so der Experte. Er stuft die Aktie deshalb bloss mit "Hold" ein.