Die «erste Phase» der Reaktion auf die Ermordung ihres Kommandeurs Fuad Schukr im vergangenen Monat sei nun abgeschlossen, verkündete die mit Iran verbündete schiitische Miliz am Morgen. Eine vollständige Antwort werde «einige Zeit» dauern, warnte sie zugleich.

Die Hisbollah hat zuvor eigenen Angaben zufolge elf israelische Militäreinrichtungen getroffen, mehr als 320 Raketen abgefeuert und Drohnen in den Norden Israels geschickt. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes gab zunächst keine Meldungen über Verletzte.

Das israelische Kabinett trat noch am frühen Morgen zusammen, um eine Antwort vorzubereiten, wie das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu mitteilte. Verteidigungsminister Joaw Galant warnte die Hisbollah. Israel werde alles Notwendige tun, um sich zu verteidigen, betonte er.

Die US-Regierung steht mit Israel angesichts der brenzligen Lage in engem Austausch. «Wir werden weiterhin Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstützen und uns für regionale Stabilität einsetzen», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Sean Savett.

Israelische Kampfflugzeuge trafen kurz zuvor Ziele im Libanon. Das Militär hatte Hinweise über einen bevorstehenden Angriff erhalten. Man habe herausgefunden, dass die Hisbollah «sich bereit macht, Raketen und Geschosse auf israelisches Gebiet abzufeuern».

In einer Erklärung warnte die Armee, das Vorgehen der Hisbollah könne zu einer weiteren Eskalation in der Region führen. «Wir haben im Libanon präzise Schläge durchgeführt, um eine unmittelbare Bedrohung für die Bürger Israels abzuwehren», sagte Verteidigungsminister Galant. «Wir verfolgen die Entwicklungen in Beirut genau und sind entschlossen, alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um unsere Bürger zu verteidigen.»

«Iron Dome» aktiv

Im Norden Israels ertönten wegen des Angriffs aus dem Libanon Warnsirenen. In mehreren Gebieten waren auch Explosionen zu hören, nachdem das Luftabwehrsystem «Iron Dome» Raketen aus dem Südlibanon beschossen hat. Der israelische Rettungsdienst erklärte, er sei im ganzen Land in höchster Alarmbereitschaft.

Das Militär gab Anweisungen für den Zivilschutz heraus. Versammlungen wurden damit eingeschränkt, doch können die Einwohner zu ihren Arbeitsplätzen gehen, solange sie in der Lage waren, die Luftschutzräume schnell zu erreichen.

Flüge zum und vom Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv wurden ausgesetzt, sollen aber im Tagesverlauf wieder möglich sein. Der Verteidigungsminister rief den Notstand aus. Man strebe keinen Krieg gegen den Libanon an, werde aber je nach Entwicklung handeln, erklärte das Aussenministerium.

Israel hatte am 30. Juli den Hisbollah-Kommandeur Shukr in Beirut gezielt getötet. Er soll für den Beschuss der Golanhöhen mit zwölf Toten wenige Tage zuvor verantwortlich gewesen sein.

(Reuters)