Der Swiss Market Index hat im ersten Quartal fast 11 Prozent zugelegt. Trotz der Einbussen der letzten Handelstage gehört der Jahresauftakt 2025 zu den sechs besten Starts seit 1990. Im Schweizer Leitindex war vor allem die Kehrtwende der Nestlé-Aktie das Zugpferd, sie kletterte 18 Prozent. Im Swiss Performance Index (SPI), der ebenfalls fast 11 Prozent zulegen konnte, waren die Aktien des Sensorenherstellers AMS Osram (plus 43 Prozent), des Baukonzerns Implenia (35 Prozent) und des Sensorenherstellers Sensirion (31 Prozent) auffällig (mehr zu den besten und schlechtesten Schweizer Aktien im ersten Quartal hier).
Fondsmanager von Schweizer Anlagefonds haben im ersten Quartal die Bewegungen am Markt und die Jahresresultate der Firmen genutzt, um die Positionen in ihren Anlagevehikeln zu adjustieren, wie eine cash.ch-Umfrage bei drei Vermögensverwaltern zeigt.
«Im ersten Quartal haben wir insbesondere unsere Positionen in Medacta und Landis+Gyr weiter ausgebaut», schreibt etwa Patrik Jäger, Manager, des «IFS Swiss Small & Mid Cap Equity Fund», in einer Stellungnahme. Medacta bleibe ein Innovationsführer im Bereich orthopädischer Implantate. Die jüngste Produkteinführung Spherika Kinematic Knee dürfte der Firma weitere Marktanteile bringen, so Jäger - unter anderem auch deshalb, weil ein vergleichbares Angebot ist derzeit nicht ersichtlich sei. Die Aktie des Tessiner Orthopädieunternehmens hat im ersten Quartal 25 Prozent dazugewonnen, die Firma will auch 2025 mindestens doppelt so schnell wachsen wie der Markt.
Beim Stromzählerhersteller Landis+Gyr, dessen Aktien im ersten Quartal auf ein Zweieinhalb-Jahrestief gesunken sind, sieht Jäger «klar auf dem Weg zur Wertsteigerung». Der geplante Verkauf des Europageschäfts und die strategische Fokussierung auf das US-Geschäft würden den wahren Wert der Firma freisetzen.
Beim Vertriebsspezialisten DKSH hat Jäger im ersten Quartal dagegen Positionen reduziert und Gewinne mitgenommen. Das Unternehmen, das weiter als solide und gut geführt beurteilt wird, sehe sich aktuell in einem zunehmend herausfordernden Umfeld konfrontiert. Denn westliche Player, die fast ganz das Kundenspektrum des Unternehmens ausmachten, gerieten in Südostasien zunehmend unter Druck, unter anderem durch die Expansion chinesischer Marken und Anbieter, urteilt Jäger. Die Aktie von DKSH notiert derzeit auf dem höchsten Stand seit April 2023.
Bucher-Aktie «einfach nur billig»
Patrick Hasler, Fondsmanager Aktien bei der Migros Bank, hat im ersten Quartal bei folgenden Aktien dazu gekauft: Beim Nutzmaschinenhersteller Bucher («Qualitätstitel, der einfach nur billig ist»), beim Sensorenspezialisten Inficon («Ein Titel, den ich bei jeder Schwächephase gerne nachkaufe»), beim Industriekonzern Medmix («Minimale Positionierung, aber ein Titel, der durch die Hölle ging») sowie beim Baustoffkonzern Sika und beim Vermögensverwalter Julius Bär.
Verkauft hat Hasler Aktien der SMI-Unternehmen Holcim und ABB. Beide Titel sieht er ein wenig ausgereizt - was sich auch im Kursverlauf widerspiegelt. Die Aktie von Holcim kommt seit Mitte Februar, diejenige von ABB gar seit Juli 2024 nicht mehr richtig vom Fleck. Die Aktien von ABB sieht Hasler mittlerweile auch als teuer an.
Stephan Sola, Anlageberater bei «Plutos Schweiz Fund», hat bei den Top-Positionen seines Fonds die Gewichtung des Baselbieter Trafoherstellers R&S Group markant erhöht, ebenso beim Turboladerproduzenten Accelleron. Neu in den Top-Fünf-Positionen sind Komax und Comet. «Beide Werte wurden nach den Jahresergebnissen 2024 derart unverhältnismäßig abverkauft, dass wir die Gelegenheit einfach nutzen mussten», schreibt Sola. Aufgestockt wurde auch die Positionen beim Reinraumtechnologie-Spezialisten Skan, bei Adecco, Bucher, Forbo, SFS, Schweiter, VAT und Zehnder. Neu in Solas Fonds sind die Aktien der Biotech-Firma Kuros und des Industriekonzerns Oerlikon.
Nicht widerstehen konnte Sola auch bei den - seiner Meinung nach - «Ausverkaufspreisen» der Swatch-Aktie. Swatch sei der «China-Pureplay» schlechthin, und nun sei auch das US-Exposure deutlich erhöht worden, schreibt Sola. Dazu seinen die Immobilien, die Marken und die Gold- und Edelstein-Lager im Aktienpreis von Swatch «wohl zu null reflektiert».
Reduziert hat Sola hingegen unter den Fonds-Top-Positionen die Aktien von Ams Osram (Gewinnmitnahmen) und bei Medmix. Bei letzterer Aktie wurden aber bereits wieder Positionen aufgebaut. Eine kompletten Ausstieg gab es dagegen bei Belimo. Die Aktie des Klimaspezialisten ist von Mitte Januar bis Mitte März von 717 auf 550 Franken abgesackt, dies nach einem sehr starken Anstieg im zweiten Semester 2024 und einer Rekordjagd. Einen Aktien-Exit gab es auch bei Cembra Money Bank.
«Dummerweise befinden wir uns in einem stark politisierten Umfeld»
Beim weiteren Börsenausblick für das Jahr sind die Fondsmanager vorsichtig optimistisch. Zwar scheine bei den Anlegern nach einem enorm starken Jahresstart im Moment die Vorsicht zu überwiegen, meint Stephan Sola vom Plutos Fund. Gründe dafür sind die «Trump Recession correction» bei den US-Börsen, Unsicherheiten in der deutschen Politik sowie ein ausbleibender Waffenstillstand in der Ukraine.
«Trotzdem haben europäische Aktienfonds in den letzten Wochen enorme Zuflüsse gesehen, und wir gehen davon aus, dass nach der teilweisen Klärung einiger Unsicherheiten die Höherbewertung, gerade auch der Small/Mid Caps, fortsetzen wird», schreibt Sola. Er bleibt insbesondere für die europäischen Aktienmärkte positiv, wenn auch etwas vorsichtiger als noch zu Jahresbeginn.
Den Rückgang der US-Börsen erwähnt auch Patrik Jäger von IFS. Dennoch sieht er den Rückenwind durch den AI-Trend ungebrochen: «Hyperscaler wie Amazon, Meta, Google und Microsoft investieren weiterhin auf Rekordniveau in Rechenzentren und KI-Infrastruktur.» Ein neuer Aufwärtszyklus im Halbleitersektor sei absehbar, da die Nachfrage nach spezialisierten Chips für KI-Anwendungen kontinuierlich wachse. Auch auf der Makroebene dürften die zunehmenden Produktivitätseffekte durch den Einsatz von KI-Technologien mittelfristig positiv auf Unternehmensgewinne und Wirtschaftswachstum wirken.
Donald Trumps Handelskrieg sorge zwar kurzfristig für Unsicherheit, jedoch habe er bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass er Eskalationen strategisch einsetze, um im Anschluss Verhandlungserfolge zu präsentieren, mein Jäger. «Als populistischer Politiker wird er zudem kaum an einer dauerhaft harten Linie festhalten, sollte sich dies negativ auf Wirtschaft und Umfragewerte auswirken.» Jäger sieht auf den aktuellen Bewertungslevels mehr Chancen als Risiken.
Rein ökonomisch gesehen sehe es einigermassen gut aus, fügt Patrick Hasler von der Migros Bank an, wobei derzeit keine Euphorie aufkomme. «Dummerweise befinden wir uns in einem stark politisierten Umfeld». Das alte Sprichwort «politische Börsen haben kurze Beine» werde dieses Jahr daher auf eine harte Probe gestellt. «Wir glauben, dass die Schweiz auch in diesem Umfeld gute Karten hat - aber ruhiger wird es wohl kaum werden», so Hasler.