Die US-Notenbank Fed senkte den Schlüsselsatz vergangenen Mittwoch zum ersten Mal seit Anfang des Jahrzehnts - und das gleich um einen halben Prozentpunkt. Grosse Börsenindizes wie der Dow Jones und der S&P verzeichneten daraufhin neue Allzeithochs. Auch der Dax knackte erstmals nach wochenlangem Zögern die 19'000-Punkte-Marke und stieg am Donnerstag auf bis zu 19'044,96 Zähler. Es folgten Gewinnmitnahmen, doch am Freitag lag er mit 18'720 Punkten immer noch knapp über dem Vorwochenschluss. «Folgt bald die Ernüchterung, dass dies nicht der Beginn einer globalen Liquiditätsparty ist?», fragen die Experten der Helaba.
Nach dem XL-Zinsschritt machte Fed-Chef Jerome Powell klar, dass dies «nicht das neue Tempo» auf dem Zinspfad nach unten sei. An den Terminmärkten wird bei der Fed-Sitzung im November mit einer Senkung der Zinsen um einen Viertel-Prozentpunkt gerechnet. «Die Fed ist offenbar bestrebt, das Wachstum so stark wie möglich anzukurbeln, ohne dass dabei die Inflation zu stark ansteigt», erläutert Mark Dowding, Chefanleger beim Vermögensverwalter RBC BlueBay.
Konjunkturdaten erneut im Blick
Nach der Fed-Sitzung richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer nun wieder auf die Wirtschaftszahlen. Am Montag warten die Anleger auf die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor im September. Experten gehen davon aus, dass der Indikator für die Euro-Zone leicht zurückgeht. Hintergrund sei eine Korrektur eines früheren Ausreissers nach oben im französischen Dienstleistungssektor, erläutert Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. «Wahrscheinlich ist dieser teilweise auf die Olympischen Sommerspiele in Paris zurückzuführen, womit er sich kaum als nachhaltig erweisen dürfte.»
Am Dienstag legt das Münchner Ifo-Institut Daten zum Geschäftsklima im September vor. Auch da erwarten Analysten eine weitere Eintrübung. Das wichtigste Barometer für die deutsche Konjunktur war im August bereits den dritten Monat in Folge gesunken.
Zur Wochenmitte warten die Investoren auf den neuen Interim Economic Outlook der OECD. Er enthält Analysen und Prognosen für die Weltwirtschaft und alle G20-Länder.
Am Donnerstag legen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihr Herbstgutachten vor. Ausserdem prognostizieren die Konsumforscher der GfK auf Basis ihrer aktuellen Umfrage die deutsche Verbraucherstimmung für Oktober. Diese hatte sich nach der Fussball-EM im eigenen Land überraschend wieder eingetrübt.
In den USA stehen am Donnerstag die endgültigen Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal an. Von Reuters befragte Experten erwarten eine leichte Abwärtsrevision auf annualisiert 2,9 Prozent. Die US-Notenbank sieht die Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs, wobei sich die Zuwachsrate beim BIP in diesem und den nächsten Jahren bei 2,0 Prozent einpegeln dürfte.
Hornbach und Micron mit Zahlen
Bei den Unternehmen stehen nur wenige Termine im Kalender. In Deutschland warten die Anleger unter anderem auf die Zahlen der Hornbach Holding für das zweite Quartal, die zur Wochenmitte veröffentlicht werden.
Jenseits des Atlantiks lädt FedEx am Montag zum jährlichen Investorentreffen ein. Die lahmende Weltwirtschaft machte dem US-Paketriesen zuletzt zu schaffen. Für Aufmerksamkeit sorgt auch der Finanzbericht des US-Halbleiterkonzerns Micron am Mittwoch. Im Mittelpunkt stehen dabei Neuigkeiten zu Microns Geschäft mit den sogenannten HBM-Speichern. Diese Hochleistungschips werden in Spezialrechnern für Künstliche Intelligenz (KI) verbaut. Micron ist auf diesem Gebiet gemeinsam mit dem südkoreanischen Rivalen SK Hynix technologisch führend.
(Reuters)