Die UBS wird für das Schlussquartal 2023 laut einer Analystenumfrage von AWP einen Konzernverlust von 498 Millionen Dollar ausweisen. Die Schätzungen reichen von einem kleinen Minus bis zu einem Verlust von 1,3 Milliarden US-Dollar.

Die operative Performance der Grossbank ist besser aus den bereinigten Zahlen abzulesen - also ohne ausserordentliche Posten wie Integrations- und Restrukturierungskosten. Laut Analystenkonsens soll die UBS einen bereinigten Gewinn vor Steuern von 437 Millionen Dollar erzielen. Der Geschäftsertrag soll sich auf 11,17 Milliarden Dollar belaufen. Im Schnitt erwarten Analysten eine Dividende von 58 US-Cent pro Aktie gegenüber 55 US-Cent im 2023.

Das Schlussquartal 2023 ist das zweite Geschäftsquartal, in dem die CS vollständig zur UBS gehört. Ein Vergleich der Ertrags- und Gewinnzahlen mit den Zahlen der alten UBS im letzten Jahr ist daher wenig sinnvoll. Angesichts der grossen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Fusion bzw. der Integration der CS in die UBS gehen die Schätzungen von Analysten vor allem bei den nicht- adjustierten Zahlen relativ weit auseinander, entsprechend sind die Konsenszahlen ebenfalls wenig aussagekräftig.

Das UBS-Management selbst hatte Anfang November ein insgesamt positives Vorsteuerergebnis für das zweite Halbjahr 2023 in Aussicht gestellt. Neben der Zahlenvorlage hat das Team unter CEO Sergio Ermotti für den Dienstag einen Dreijahres-Strategieplan mit finanziellen Zielen angekündigt. Vor allem eine Orientierung über die mögliche mittelfristige Entwicklung der Erträge und der verwalteten Vermögen sowie der Kosteneinsparungen und Integrationskosten wurden in Aussicht gestellt.

Die Analysten der ZKB erwarten Aussagen über allfällige Verbesserungen des operativen Umfelds und über die Stimmung der Kunden. Von Interesse ist insbesondere, ob das Deleveraging bei den Vermögensverwaltungskunden zu einem Ende gekommen ist. Mit Interesse dürften auch die Aussichten für M&A- Transaktionen und generell die Pipeline der Investment Bank aufgenommen werden.

Kosteneinsparungsziel war Ende September schon erreicht

Zumindest von aussen gesehen kommt die UBS-Führung mit der Integration schnell voran. Im dritten Quartal etwa wurden bereits Integrationskosten in der Höhe von 2,1 Milliarden Dollar verbucht. Und das eigentlich bis Jahresende 2023 gesteckte Kosteneinsparungsziel war Ende September schon erreicht. Bis Ende 2026 will die UBS die jährlichen Kosten um mehr als 10 Milliarden Dollar senken im Vergleich zu 2022.

Von Interesse ist auch der Fortgang des Personalabbaus im Schlussquartal. In der Schweiz hatte CEO Sergio Ermotti im vergangenen August von rund 3000 Kündigungen gesprochen. Im gesamten Konzern fielen in den ersten neun Monaten 2023 bereits rund 13'000 Stellen weg, womit die Grossbank in Vollzeitstellen gerechnet per Ende September noch knapp 116'000 Arbeitsplätze aufwies.

Konkretere Zeitvorgaben könnten auch zur Zusammenlegung der rechtlichen Einheiten von UBS und Credit Suisse gegeben werden, die zu den wichtigen Meilensteinen für 2024 zählt. Diese ist eine Voraussetzung für weitere Optimierungsschritte in Bezug auf Kosten und Kapital und auch für den im laufenden Jahr geplanten Zusammenschluss von UBS Schweiz und CS Schweiz.  Laut den Plänen soll die CS Schweiz dann bis 2025 schrittweise in die UBS-Systeme überführt werden.

Beobachter erhoffen sich zudem weitere Details zur Abwicklung jener CS-Geschäfte, welche die UBS nicht behalten will. Diese sind in einer "Bad Bank" mit dem Namen "Non-Core and Legacy" zusammengefasst. Bis Ende September 2023 sanken die sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) in der Abwicklungseinheit auf noch 77 Milliarden Dollar. Bis Ende 2026 sollen diese auf unter 30 Milliarden abgewickelt werden.

Wann nimmt die UBS die Aktienrückkäufe wieder auf?

Die Grossbank will auch nach der Übernahme der CS steigende Dividenden auszahlen sowie überschüssiges Kapital über Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführen, wie CEO Ermotti zuletzt Anfang November betonte. Die Aktienrückkäufe sind derzeit allerdings wegen der CS-Übernahme auf Eis gelegt. Die ZKB rechnet mit einer Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar. Die Analysten von KBW gehen davon aus, dass die Grossbank im zweiten Halbjahr 2 Milliarden US-Dollar zurückkaufen wird.

Andere Beobachter sind bedeutend skeptischer. Allenfalls könnte die Gruppe 2025 einige Aktienrückkäufe tätigen, aber das Potential sei gering, weil der Kapitalaufbau langsam vonstattengehen dürfte, schreibt etwa die Experten von Barclays. Erst 2027 könnten ihrer Meinung nach die Rückkäufe wieder ein ähnliches Niveau wie vor der CS-Akquisition erreichen.

Vor einigen Monaten ist der aktivistische Investor Cevian bei der UBS eingestiegen. Die Investmentgesellschaft aus Schweden hat einen Anteil von 1,3 Prozent im Wert von damals 1,2 Milliarden Euro gekauft. Cevian- Mitgründer Lars Förberg liess verlauten, dass die UBS-Aktie 50 Franken wert sei, wenn die Bewertungslücke zur US-Bank Morgan Stanley geschlossen werde. 

Die UBS-Aktie notiert aktuell mit 25,70 Franken etwas unter dem kurz vor Jahresende erreichten Mehrjahres-Hoch (26,55 Franken). Im vergangenen Jahr hatte der Titel insgesamt 52 Prozent zugelegt. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt etwas über 26 Franken.

(AWP)