Der VR-Präsident von Lindt & Sprüngli fühlt sich vom Österreicher betrogen – er spricht von einer «groben Täuschung». Seine Aussagen tätigte Tanner im Rahmen einer Zeugeneinvernahme.
Das sind happige Vorwürfe. «Ja, natürlich fühle ich mich betrogen, geschädigt und getäuscht», soll Ernst Tanner zu Protokoll gegeben haben, als er zum Geldkarussell im Zuge einer Kapitalerhöhung bei der insolventen Immobiliengruppe Signa von Gründer René Benko befragt wurde. Darüber berichtete zuerst der österreichische «Kurier», dem das Einvernahmeprotokoll vorliegt.
Mit seinen Aussagen belastet Tanner seinen ehemaligen Weggefährten schwer. Er war der erste prominente Schweizer Grossinvestor bei Benko – und hatte wenige Monate vor der Insolvenz der Immobiliengruppe noch 2,1 Millionen Euro für eine Kapitalstärkung der Signa eingeschossen. Laut dem «Kurier» wurde der Lindt-Chef Ende Januar als Zeuge einvernommen. Demnach fühle sich Tanner insbesondere vor dem Hintergrund betrogen, dass Benko dieses Geld durch mehrere Gesellschaften geschleust und als sein eigenes ausgegeben habe.
«Das ist für mich ganz klar eine grobe Täuschung und Betrug», sagte er gemäss Bericht zu den Ermittlern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Für Benko, der die Vorwürfe der WKStA bestreitet, gilt die Unschuldsvermutung. Tanner war zu 3 Prozent an der Signa Holding beteiligt.
«Zu hundert Prozent Rolle als Geschäftsführer»
Ein weiterer Punkt: «Benko hat aus unserer Sicht zu hundert Prozent die Rolle als Geschäftsführer innerhalb der gesamten Signa-Gruppe innegehabt. Es wurde alles nach seinem Willen entschieden», gab Tanner laut der Zeitung weiter zu Protokoll. «René Benko hat alle Präsentationen geführt und insbesondere auch sämtliche Entscheidungen in der Signa-Gruppe getroffen.»
Auch vom Einstieg der Signa ins Handelsgeschäft – der Übernahme der deutschen Galeria Karstadt Kaufhof – sei man «erst im Nachhinein informiert» worden. Das sei auch bei der Übernahme der britischen Selfridges-Kette der Fall gewesen.
Benko soll auch bei Stiftungen das Sagen gehabt haben
Zu Benkos Position in den Privatstiftungen – dazu gehört etwa die nach Benkos Tochter Laura benannte Laura-Gruppe – sagte Tanner: «Benko war in jeder Stiftung die leitende Person und hatte das Sagen. Wenn schon nicht auf dem Papier, dann ganz sicher faktisch in der Realität», zitiert der «Kurier» aus dem Protokoll.
«Aus meiner Sicht war die Laura-Gruppe zu keinem Zeitpunkt unabhängig von der Signa – die Laura-Gruppe führte aus, was Benko wollte.» In den Stiftungen ist noch Vermögen in Millionenhöhe geparkt, auf das die Insolvenzverwalter gerne zugreifen würden, um die Gläubiger der Signa zu entschädigen.
Dieser Artikel ist zuerst im «Blick» unter dem Titel «Lindt-Chef Ernst Tanner teilt gegen Pleitier René Benko aus» erschienen.
1 Kommentar
Jeder der diesem Betrüger Geld gegeben hat, muss sich selber an der Nase nehmen. Jeder dachte er könnte hier auch noch mitverdienen ohne diesen Zauberlehrling zu hinterfragen.