So ganz traut der Internet-Konzern dieser Technologie aber offenbar nicht. Insidern zufolge mahnt Google seine eigenen Beschäftigen zur Vorsicht beim Umgang mit dem eigenen Chatbot "Bard" oder mit Konkurrenzprodukten wie ChatGPT. Für Anfragen dürften keine vertraulichen Informationen genutzt werden. Darüber hinaus sollten Software-Ingenieure von einer KI erstellten Programmcode nicht ungeprüft übernehmen.

Das Unternehmen bestätigt diese Richtlinien und verweist unter anderem auf bereits bestehende Vorgaben für den Schutz sensibler Informationen. Es gibt außerdem zu bedenken, dass Bard fehlerhaften oder schädlichen Programmcode ausspucken könne. Die Sicherheitsmaßnahmen zeigen, dass Google mitten im Rennen um die technologische Führerschaft bei sogenannter Generativer KI Risiken und Nebenwirkungen für das eigene Geschäft durch die neue Technik befürchtet.

Damit steht der Konzern nicht allein: Auch der Elektronik-Anbieter Samsung, der Online-Händler Amazon oder die Deutsche Bank haben interne Richtlinien für solche Anwendungen erlassen. Einer US-Umfrage des Online-Netzwerks Fishbowl zufolge nutzten im Januar bereits 43 Prozent der Beschäftigten ChatGPT oder andere KI-Anwendungen, häufig ohne Wissen ihrer Vorgesetzten.

Milliarden-Dollar-Rennen

Für Google stehen viele Milliarden Dollar an Investitionen und Werbeeinnahmen auf dem Spiel. Das Unternehmen versucht derzeit, den technologischen Rückstand zum ChatGPT-Entwickler OpenAI aufzuholen. Dessen Großaktionär Microsoft rüstet zahlreiche seiner Produkte mit KI-Funktionen aus und könnte Experten zufolge mit "Bing AI" die marktbeherrschende Stellung von Google im lukrativen Suchmaschinen-Geschäft gefährden.

Unter diesem Druck soll "Bard" in 140 Ländern und 40 Sprachen auf den Markt kommen. Einem Medienbericht zufolge verzögert sich der Start in der EU allerdings wegen Datenschutz-Bedenken. Der Konzern arbeitet nach eigenen Angaben mit der zuständigen irischen Datenschutz-Behörde an einer Lösung.

Mit ChatGPT oder Bard lassen sich im Handumdrehen Entwürfe für Mails oder Präsentationen erstellen. Auf Wunsch werfen sie auch komplette Computerprogramme aus. Allerdings leistet sich die KI dabei auch haarsträubende Fehler oder erfindet angebliche Fakten. Außerdem fließt jede eingegebene Information in die Datenbank der KI ein und dient als Grundlage für künftige Antworten. Das sei ungefähr so, als würde man "einen Haufen Doktoranden auf seine persönlichen Unterlagen loslassen", warnt Matthew Price, Chef der Cybersicherheitsfirma Cloudflare.

Sein Unternehmen hat daher ein Programm entwickelt, dass den Abfluss von Informationen verhindern soll. Google und Microsoft bieten ihren Geschäftskunden diese Dienstleistung - gegen entsprechende Gebühr - ebenfalls an.

(Reuters)