Es wird derzeit verstärkt darauf spekuliert, die amerikanische Notenbank Federal Reserve - oder kurz Fed - werde die Zinsen in diesem Jahr gar dreimal senken. Ein Grund dafür: Goldman Sachs hatte am Montag erklärt, die Bedingungen seien reif für eine Lockerung. Zwei Zinssenkungen um einen Viertelpunkt sind für 2024 vollständig eingepreist, wobei die vom Markt implizierten Chancen einer dritten Senkung am Montag bei etwa 60 Prozent lagen.

Der erste Zinsschritt wird allgemein für September erwartet, obwohl die Ökonomen von Goldman Sachs nun eine solide Begründung dafür sehen, die Fed könnte die Zinsen bereits im Juli senken. Schwächer als erwartete Beschäftigungs- und Inflationsdaten für Juni heizten die Erwartungen auf Zinssenkungen an. Am Montag lagen die Dezember-Kontrakte, deren Abrechnungswert auf dem Leitzins der Fed basiert, bei etwa 4,71 Prozent, was etwa 62 Basispunkte geldpolitische Lockerung einpreist - zwei Senkungen um einen Viertelpunkt und fast die Hälfte einer dritten Senkung.

Am Montag im späten Handel fiel der Zinssatz des Kontrakts kurzzeitig gar unter 4,66 Prozent, was eine Senkungswahrscheinlichkeit von über 60 Prozent einpreiste. Der Rückgang beschleunigte sich, nachdem ein Team um Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs, sagte, dass die aktuellen Daten eine Senkung im Juli rechtfertigen. Die Bank erwartet in ihrem Basisszenario eine erste Leitzinsreduktion im September.

Zur Neubewertung trug die anhaltende Nachfrage nach Federal Funds Futures-Kontrakten für Oktober bei. Das Volumen des Kontrakts erreichte am Donnerstag einen Rekordwert und blieb hoch. Mehrere Blockgeschäfte im Kontrakt wurden zu Preisen getätigt, die eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt - wenn nicht sogar einen halben Prozentpunkt - voraussetzen, wenn die amerikanischen Geldpolitiker im September zusammenkommen.

Inflation scheint unter Kontrolle

Der Fed-Vorsitzender Jerome Powell bekräftigte bei einem öffentlichen Auftritt am Montag, die jüngsten Daten hätten der Zentralbank die Zuversicht gegeben, die Inflation sei auf dem Weg zurück zu ihrem 2-Prozent-Ziel. Dies ebne möglicherweise den Weg für Zinssenkungen. Powell wollte aber keine klaren Signale zu einer bestimmten Sitzung senden. Die nächsten Sitzungen des Federal Open Market Committee finden am 31. Juli, 18. September, 7. November und 18. Dezember statt.

«Im ersten Quartal hatten wir keine zusätzliche Zuversicht gewonnen, doch die drei Datensätze im zweiten Quartal - einschliesslich der von letzter Woche - tragen etwas zur Zuversicht bei», erklärte Powell. Die Fed sei weiterhin auf die Eindämmung der Teuerung bedacht, habe aber auch die Risiken für den Arbeitsmarkt im Auge. «Jetzt, da die Inflation gesunken ist und sich der Arbeitsmarkt tatsächlich abgekühlt hat, werden wir beide Mandate im Auge behalten», sagte Powell. «Sie sind viel besser im Gleichgewicht.»

Die Notenbanker stehen vor der Aufgabe, die Inflation weiter zu senken, ohne den Arbeitsmarkt, der den hohen Kreditkosten bisher gut widerstanden hat, übermässig zu belasten.

In jüngster Zeit ist die Arbeitslosenquote allmählich gestiegen und hat den höchsten Stand seit 2021 erreicht. Im Vergleich zum Beginn der Erholung von der Corona-Pandemie sei der Arbeitsmarkt nun «nicht mehr überhitzt», so Powell. Eine «unerwartete Abschwächung» könnte für die Fed ein Grund sein, zu reagieren.

(Bloomberg/cash)