«YALL» lautet der Ticker des börsengehandelten Fonds namens "God Bless America", der für «gottesfürchtige, flaggenschwingende Konservative» geschaffen wurde. Der börsengehandelte Fonds erzielte in diesem Jahr eine Rendite von knapp 33 Prozent und übertraf damit den S&P 500 mit 26 Prozent deutlich. Die grösste Position des Fonds ist Tesla unter der Leitung von Elon Musk, der Trumps Wahlkandidatur unterstützt hat.
Für die eher liberalen Anleger ist noch nicht alles verloren. Ein Fonds, der Wertpapiere verfolgt, die von demokratischen Kongressmitgliedern und ihren Ehepartnern gehandelt werden - Ticker «NANC», benannt nach der ehemaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi - legte in diesem Jahr bis Freitag 28,6 Prozent zu. Im Vergleich dazu erzielte eine republikanische Version des Fonds - Ticker «KRUZ», eine Anspielung auf den texanischen Senator Ted Cruz - eine Rendite von 14,7 Prozent.
Von den acht von Bloomberg erfassten politischen ETFs sind YALL und NANC zwei der drei Fonds, die den S&P 500 in diesem Jahr übertreffen. Der dritte Fonds, der den Benchmark-Index übertrifft, ist der Strive 500 ETF.
Trotz Polarisierung blieb das grosse Geld aus
Trotz der Polarisierung in Amerika ist es den politisch ausgerichteten Fonds nicht gelungen, grosse Summen anzuhäufen. Während Vivek Ramaswamy, dem «Anti-Woken»-Kreuzritter, für seine Fonds die Unterstützung von Milliardären erhielt, sind die meisten anderen nicht über ein Vermögen von 300 Millionen Dollar hinausgewachsen. Als Faustregel gilt, dass institutionelle Anleger Fonds mit weniger als 300 Millionen Dollar oft meiden. 2nd Vote Advisers hat seine beiden konservativen ETFs im vergangenen Jahr aufgelöst, nachdem sie nicht an Fahrt gewonnen hatten.
Das Problem mit thematischen ETFs besteht darin, dass sie häufig dann aufgelegt werden, wenn die Anlageidee auf oder nahe ihrem Höhepunkt ist, so Itzhak Ben-David, Professor am Fisher College of Business der Ohio State University und Forscher am National Bureau of Economic Research. Er verweist auf seine Forschungsergebnisse, die zeigen, dass spezialisierte ETFs über einen Zeitraum von fünf Jahren in der Regel um etwa 30 Prozent hinter den Marktbenchmarks zurückbleiben.
«Das ist menschliches Verhalten. Das war 1929 so (kurz vor der Depression) und ist auch heute noch so», sagte Ben-David. «Wenn Sie etwas in den Nachrichten lesen oder im Fernsehen sehen, sind Sie wahrscheinlich nicht der Erste, der es bemerkt. Vielleicht sind Sie einer der Letzten, und der Preis spiegelt diese Information bereits wider.»
Der grösste Faktor, der den Erfolg eines ETF bestimmt, ist gutes Marketing, sagte Arthur Laffer Jr., Präsident von Laffer Investments, der ein Berater der 2nd Vote ETFs war, die geschlossen wurden. Politisch ausgerichtete Fonds «sind darauf ausgelegt, zu polarisieren», sagte er. «Das ist ihre Masche», aber um Käufer anzuziehen, müssen sie Überrenditen erzielen oder zeigen, dass sie Anlagerisiken reduzieren können. Trotz all dieser Herausforderungen plant das kürzlich gegründete Unternehmen Azoria Partners, im März ein konservativ ausgerichteten ETF aufzulegen.
(Bloomberg/cash)