Wie die Zollverwaltung in Peking am Dienstag mitteilte, gingen die Exporte der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in US-Dollar gerechnet um 6,8 Prozent zurück. Das Minus bei den Ausfuhren fiel schwächer aus als erwartet. Doch sackten die Importe mit einem Minus von 10,2 Prozent noch stärker ab, als von Experten vorhergesagt.
Der Handel Chinas mit Russland, das wegen seines Angriffskrieges in der Ukraine mit westlichen Sanktionen überzogen wurde, legte dagegen stark um 25,9 Prozent zu. Die chinesischen Importe, darunter günstiges Öl und Gas, stiegen um 31,3 Prozent. Die Exporte nach Russland kletterten um 19,8 Prozent. Seit Beginn der Invasion vor einem Jahr gibt China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Rückendeckung.
Insgesamt hatte sich der chinesische Aussenhandel bereits im vergangenen Jahr wegen der strikten Corona-Massnahmen im Land und der schwächeren globalen Nachfrage abgekühlt. Zwar vollzog Peking Anfang Dezember eine Kehrtwende und hob die meisten Pandemie-Massnahmen wieder auf, doch dann lähmte eine heftige Corona-Welle die Wirtschaft.
Nach Überwindung des Corona-Ausbruchs rechnen Ökonomen nun mit einer wirtschaftlichen Erholung. War die Wirtschaft 2022 nur um drei Prozent gewachsen, hat die Regierung auf der laufenden Jahrestagung des Volkskongresses in Peking für dieses Jahr ein Wachstumsziel von "rund fünf Prozent" ausgegeben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert sogar ein Wachstum von 5,2 Prozent.
Chinas Regierungschef Li Keqiang hatte am Sonntag zur Eröffnung des Volkskongresses betont, dass die globale Inflation weiter hoch bleibe und das Wachstum von Wirtschaft und Handel weltweit an Schwung verliere. Der Premier unterstrich die Bemühungen seiner Regierung, ausländische Investitionen anzuwerben, China weiter in die Weltwirtschaft zu integrieren und den Handel zu fördern.
Aussichten für die Ausfuhren sind weiter ungünstig
Allerdings dürfte eine anhaltend schwache ausländische Nachfrage Chinas Exporte weiterhin unter Druck setzen. "Das bedeutet, dass heimische Triebkräfte jetzt die schweren Lasten heben müssen", sagte der Bloomberg-Ökonom David Qu. "Was gebraucht wird, sind Massnahmen zum Anfeuern der Ausgaben der Verbraucher, die durch schwaches Vertrauen und geminderte Einkommen beschränkt sind."
Der Einbruch im Handel mit den USA war besonders stark. Die chinesischen Ausfuhren gingen um 21,8 Prozent zurück, während die Importe aus den USA um 5 Prozent fielen. Mit Deutschland verzeichnete China auch einen Rückgang seiner Ausfuhren um 16,7 Prozent. Die chinesischen Einfuhren aus Deutschland verringerten sich nur um 3,9 Prozent. Ähnlich ging der Handel mit der Europäischen Union zurück. Die chinesischen Exporte in die EU verzeichneten ein Minus von 12,2, während die Importe aus der EU leichter um 5,5 Prozent fielen.
Der starke Rückgang der chinesischen Einfuhren deutet allerdings nicht allein auf eine schwache heimische Nachfrage hin, sondern wurde von Experten auch durch geringere Rohstoffpreise und einen starken US-Dollar erklärt. Trotz dieses gemischten Bildes wurde der Aussenhandel insgesamt als unverändert schwach beschrieben, was kein gutes Vorzeichen für das erhoffte Wachstum in diesem Jahr ist.
Exporte waren bisher ein wichtiger Stützpfeiler für das Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Damit konnten schwacher Konsum durch die strikten Corona-Massnahmen und rückläufiges Verbrauchervertrauen aufgefangen werden. Seit der Aufhebung der strikten Null-Covid-Politik mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests im Dezember gewinnt die Wirtschaft jetzt wieder an Schwung.
Die Aussichten für die Ausfuhren sind aber weiter ungünstig. Das Handelsministerium in Peking berichtete von rückläufigen Aufträgen, geringeren Ordervolumen und weniger langfristigen Bestellungen.
(AWP)
1 Kommentar
China ist gut beraten, sich die Entschlossenheit der USA und des gesamten Westens in der Ukraine sehr genau anzusehen. Und China ist ebenso gut beraten, sich genau zu überlegen, wie abhängig es vom Verkauf der Produkte an den Westen ist. Russland wird da nicht einspringen können.
China als Handelspartner zu streichen, wird zwar auch für Europa nicht leicht, aber machbar ist es. In Afrika ist man sicherlich geneigt, Industrie-Kooperationen einzugehen.
Schliesslich sollte China noch beachten, dass ein Ende bzw. die drastische Einschränkung der Handelsbeziehungen je nach Verhalten auch ohne einen Angriff auf Taiwan passieren könnte. Der Westen schaut nicht mehr einfach nur zu.