Ethereum geniesst im Bereich der dezentralisierten Finanzmärkte (DeFi) eine Vormachtstellung. Der Marktanteil liegt derzeit bei etwa 70 Prozent und trägt zum grossen Teil der Attraktivität der zweitgrössten Kryptowährung Ether bei.
Auf der Ethereum-Blockchain werden Finanzinstrumente wie das Verleihen oder Leihen von Geld angeboten, ohne dass sich Intermediäre wie Makler, Börsen oder Banken dazwischenschalten. Stattdessen werden Smart Contracts - intelligente Verträge - verwendet.
Laut JPMorgen wird die Dominanz von Ethereum in der DeFi-Welt zunehmend der Vergangenheit angehören. Zwar sind für 2023 die Shard Chains geplant, mit denen der Transaktionsdurchsatz auf der Blockchain deutlich gesteigert werden soll. Doch "die optimistische Ansicht über die Dominanz von Ether ist in Gefahr. Die Skalierung, die für das Ethereum-Netzwerk notwendig ist, um seine Dominanz aufrechtzuerhalten, könnte zu spät kommen", schreiben die JPMorgan-Analysten um Nikolaos Panigirtzoglou.
Auch Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin gab sich jüngst in einem Podcast pessimistisch: Ethereum sei in seiner jetzigen Form nicht für den Massenmarkt geeignet. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit reiche nicht aus und die Gasgebühren müssten dringend gesenkt werden. Gleichzeitig dämpfte Buterin Erwartungen, dass dies mit dem diesjährigen Umstieg auf Proof-of-Stake, einem Teil der Transition zu Ethereum 2.0, bereits erreicht werde.
Solana, Terra oder Polkadot sind im Aufwind
Zwar ist Ether nach Marktkapitalisierung - 375 Milliarden Dollar - immer noch die zweitgrösste Kryptowährung hinter Bitcoin. Aber ihr Anteil am Gesamtwert im DeFi-Sektor, der Anfang 2021 fast bei 100 Prozent lag, ging im Laufe des letzten Jahres deutlich nach unten. Aufstrebende Token wie Solana, Terra oder Polkadot machen Ether die Vorreiterrolle zunehmend streitig.
Die Krypto-Investmentfirma Electric Capital schreibt in einem neuen Bericht: "Polkadot, Solana, NEAR, Binance Smart Chain (BNB), Avalanche und Terra haben ein schnelleres anfängliches Ökosystemwachstum als Ethereum". Im Vergleich zu Ethereum in einem ähnlichen Stadium haben diese sechs DeFi-Ökosysteme laut der Studie mehr aktive Entwickler.
Insbesondere Solana, Avalanche, Binance Smart Chain (BNB) und Terra haben sich im vergangenen Jahr als neue DeFi-Drehscheiben etabliert. Ihre Token-Preise sind entsprechend im letzten Jahr in die Höhe geschnellt. Für die Analysten von JPMorgan könnte diese Entwicklung erst der Anfang sein.
Im neuen Jahr haben alle genannten Kryptowährungen grössere Verluste erlitten.