Die Währungshüter um Zentralbank-Chef Jerome Powell beschlossen am Mittwoch, den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent zu belassen. Sie signalisieren zugleich, dass er dieses Jahr sinken dürfte - und zwar um 0,75 Prozentpunkte. Experten sagten dazu in ersten Reaktionen:

THOMAS GITZEL, VP BANK GROUP

«War ursprünglich davon auszugehen, dass die erste Zinssenkung im Juni erfolgt, verschiebt sich der Zeitpunkt dafür weiter in die Sommer- bzw. Herbstmonate. Sollte sich die US-Wirtschaft selbst dann noch robust schlagen, werden Zinssenkungen gar ganz hinfällig. Dies ist bislang nicht das Hauptszenario, doch wenn die US-Wirtschaft weiterhin rund laufen würde, wäre das Ausbleiben von Zinssenkungen die logische Konsequenz davon. Das Überraschungspotenzial bleibt jedenfalls im laufenden Jahr gross.»

THOMAS ALTMANN, QC PARTNERS

«Spannend sind die neuen Dots, also die Erwartungen der einzelnen Fed-Mitglieder. Hier gibt es für das laufende Jahr spannende und grosse Verschiebungen, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind: Im Dezember haben noch 5 Mitglieder mit 4-6 Zinssenkungen im Jahr 2024 gerechnet, jetzt ist davon nur noch einer übrig. Allerdings haben diese Anpassungen den Median aller Zinsprognosen nicht verändert. Und so liegt der Fed-Konsens noch immer bei drei Senkungen in diesem Jahr. Und das ist das, was für die Börsianer aktuell zählt. Denn damit wird das bestätigt, was die Märkte zuletzt schon eingepreist haben.»

ELMAR VÖLKER, LBBW RESEARCH

«Die Fed bleibt auf Kurs in Richtung einer Leitzinswende im laufenden Jahr. Der mit Spannung erwartete 'Dot Plot' avisiert unverändert drei Zinssenkungen bis Jahresende: Ein Signal, dass der erste Zinsschritt nach unten nicht mehr allzu weit entfernt sein dürfte. Es wäre aber noch zu früh, bereits grünes Licht zu geben, weil die jüngsten US-Inflationsdaten eine schleppendere Entspannung gezeigt haben als noch Ende letzten Jahres erhofft. Die neuerlich optimistischeren Prognosen der Fed zum US-Wachstum mahnen zudem davor, einen allzu steilen Zinsabwärtspfad zu erwarten. In Summe also eine gemischte Botschaft aus Washington.

BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE

«Die Fed peilt eine Leitzinssenkung an. Wegen der aktuell erhöhten Inflationsdynamik traut sie sich aber noch nicht. Wirtschaft und Arbeitsmarkt werden sich jedoch nicht so stark abschwächen, dass der Inflationsdruck ganz in der Senke verschwindet. Der scharfe zinspolitische Restriktionsgrad ist inzwischen nicht mehr notwendig, zumal der Liquiditätsentzug durch die Bilanzschrumpfung anhält. Bleibt der Inflationsausblick abwärtsgerichtet, werden die Zinszügel im Juni gelockert.»

(Reuters)