Die Gespräche seien Teil einer vom Kollaps der Credit Suisse befeuerten breiteren Überprüfung der Regeln für die systemrelevanten Institute, sagten vier mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Die mögliche Massnahmen sollen vermögende Privatkunden davon abhalten, in kurzer Frist Einlagen im grossen Stil abzuheben.
Dabei werde die Staffelung von Abzügen über längere Zeiträume geprüft, erklärte eine der Personen. Die Erhebung von Gebühren für Auszahlungen sei ebenfalls eine Option, sagten zwei der Insider. Es werde auch darüber nachgedacht, den Kunden Anreize zu geben, ihre Ersparnisse länger und zu einem höheren Zinssatz zu behalten.
Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium, so zwei der Insider. So müssten die Vorteile solcher Massnahmen gegen mögliche Risiken abgewogen werden. Denn wenn entsprechende Regeln nur in der Schweiz eingeführt würden, könnten Kunden versucht sein, Gelder auf andere Institute umzuschichten.
Auf der Seite der Behörden seien die Schweizerische Nationalbank (SNB) und das Finanzministerium federführend. Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte: «Im Rahmen der laufenden Gesamtevaluation des Too-big-to-fail-Regelwerks in der Schweiz wird auch die Problematik von Bankruns thematisiert.» Er bekräftigte frühere Angaben, wonach die Schweizer Regierung im Frühjahr 2024 eine Gesamtevaluation zu dem Regelwerk veröffentlichen werde. «Die SNB trägt zu diesen Arbeiten bei», erklärte eine Sprecherin der Notenbank.
Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab. Reuters konnte nicht in Erfahrung bringen, welche anderen Banken an den Gesprächen mit den Schweizer Behörden beteiligt sind. Neben der UBS gelten auch die Raiffeisen-Gruppe, die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Postfinance als systemrelevante Institute, deren Ausfall der Wirtschaft und dem Finanzsystem des Landes schweren Schaden zufügen könnte. Ein Postfinance-Sprecher erklärte, sein Haus sei nicht an den Gesprächen beteiligt. Die ZKB lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Raiffeisen-Sprecher wollte sich vorerst nicht äussern.
Weltweit Gefahr von Bankruns
Anfang dieses Jahres zogen die Kunden von US-Banken und der Credit Suisse in enormem Ausmass Gelder ab, sodass die Regulierungsbehörden eingreifen mussten, um eine breitere Finanzkrise zu verhindern. Seither haben sich die Aufsichtsbehörden weltweit mit der Gefahr von Bankruns auseinandergesetzt, die sich im Zeitalter des digitalen Bankings noch beschleunigt hat. Nach einem Vertrauensverlust zogen Kunden im letzten Quartal des Vorjahres 111 Milliarden Franken von der Credit Suisse ab. Weitere 61 Milliarden an Vermögenswerten flossen im ersten Quartal 2023 ab.
Nach der Übernahme der Credit Suisse befürchten Politiker, dass eine mögliche Rettung der neuen UBS die Kräfte der Schweiz übersteigen könnte. Denn ihre Bilanz ist rund doppelt so gross wie die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes.
(Reuters)
4 Kommentare
Der einfache Weg ist die Bank in kleinere Einheiten aufzuspliten. Warum wehrt sich die UBS dagegen?
Warum braucht es wieder solche Regeln? Wenn die Banken anständig mit unseren Spargeldern umgehen würden, wäre das gar nie nötig. Aber da unverantwortliche Manager ihr Treiben tun, müssen solche Ideen auf den Tisch, natürlich auf Kosten derjenigen die der Bank IHR Geld anvertrauten.
Einmal mehr müssen Millionen dann leiden wegen einigen Wenigen überbezahlten Verbrechern. So kann und darf das nicht weitergehen.
Warum geben Sie Ihr Geld, und das unter der Inflations-Rate verzinst, einer Bank?? Die Bank liebt Sie dafür als Bankspesen-Zahler außerordentlich. Sie bezahlen damit das Bankgebäude inkl. der ganzen Infrastruktur, damit Sie ein Bankmitarbeiter, dem Sie auch den Lohn bezahlen, "berät" zu Gunsten der Bank. Ihr Geld gehört ja dann der Bank, das Sie als Bittsteller eventuell wieder zurückbekommen, so Gott will. Legen Sie Ihr Geld in Sachwerten an, wo nur Sie den Zugriff haben und sonst niemand. Das Bankkonto ist für Sie nur als Zahlungskonto mit einer Minimal-Einlage dienlich. Seien Sie der Eigentümer und Besitzer vom eigenen Geld. Lassen Sie die Anderen machen, aber machen Sie nicht mit!!!!
Wenn die Banker ihre Arbeit anständig machen würden, gäbe es keinen Bankrun. Aus meiner Sicht bringt die Regulierung und Überwachung der spekulativen Geschäfte mehr Erfolg, als zu versuchen den Bankrun zu unterbinden.