Mit dem Beginn kälterer Temperaturen greift Europa in diesem Jahr schneller als erwartet auf seine Gasspeicher zurück. Zwar sind diese vor dem Winter fast vollständig gefüllt, doch die deutschen Speicherbetreiber warnen bereits vor Befüllungsrisiken für die kommende Saison.

Die Spanne zwischen den Kontrakten für den nächsten Sommer und den Winter 2025-26 weitet sich aus, so dass es unrentabel wird, Brennstoff zu kaufen, um die Lagerbestände aufzufüllen. Der Aufschlag ist Anfang dieses Monats auf den höchsten Stand seit dem Höhepunkt der Energiekrise vor zwei Jahren gestiegen.

Daten von Gas Infrastructure Europe zeigen, dass die Gasentnahme in der gesamten Europäischen Union in der letzten Woche zugenommen und ein Niveau erreicht hat, das zuletzt im Januar verzeichnet wurde — einem Monat, in dem der Heizbedarf in der Region normalerweise seinen Höhepunkt erreicht. Kälteres Wetter und ein Einbruch der Windenergie haben die Gasnachfrage auf dem gesamten Kontinent ansteigen lassen.

Händler blicken bereits auf den nächsten Winter und das verbindliche Ziel der EU, die Speicher bis zum nächsten November auf einen Füllstand von mindestens 90% zu bringen. Wenn die Marktteilnehmer — von Versorgungsunternehmen bis hin zu Handelshäusern — aufgrund höherer Kosten die Nachfüllungen im nächsten Sommer verzögern, müssen die Regierungen möglicherweise eingreifen. Das dürfte die Unsicherheit auf einem bereits volatilen Markt nur noch weiter erhöhen.

Der deutsche Gasspeicherkonzern INES warnte letzte Woche, dass die Kosteneffizienz der Befüllungsinstrumente aus dem Gasspeichergesetz «überprüft und sichergestellt» werden müsse.

«Der aktuell negative Sommer-Winter-Spread löst Sorgen aus, dass die Preissignale keine ausreichenden Anreize für den Markt zur erneuten Befüllung setzen», teilte INES-Geschäftsführer Sebastian Heinermann mit.

Mit der Wiederauffüllung der Gasspeicher hat die Bundesregierung den Erdgas-Marktmanager Trading Hub Europe (THE) beauftragt. Dieser muss dafür sorgen, dass der Speicherstand im Land jeden November bei 95% liegt. Wenn die Händler das Ziel nicht rechtzeitig erreichen, muss THE tätig werden.

Die Kosten können vom Marktmanager an die Netznutzer weitergegeben werden, die bereits mit hohen Energiekosten konfrontiert sind. Auf dem Höhepunkt der Energiekrise hatte die Bundesregierung das bereits fast ausgeschöpfte Budget für den Ankauf von Flüssigerdgas aufgestockt und insgesamt Kreditlinien in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro zur Finanzierung der Käufe bereitgestellt.

Am Freitag teilte THE mit, dass man den Markt beobachte, aber derzeit nicht davon ausgehe, dass die Speicheranlagen im Jahr 2025 vom Marktmanager gefüllt werden müssen.

Händler können die Speicherkapazitäten in diesem Winter — an Tagen mit geringer Nachfrage — noch aufstocken, aber vieles hängt vom Wetter ab. Laut INES könnten die deutschen Vorräte bei extremer Kälte bis Mitte Februar aufgebraucht sein. In diesem Fall könnten die durchschnittlichen Speicherkapazitäten in der EU auf etwa 20% sinken, so die Schätzungen von BloombergNEF. Derzeit liegen sie mit 92% in Europa unter dem Vorjahresniveau und in Deutschland bei etwa 96%.

BNP Paribas zufolge dürfte sich der Markt jedoch entspannen, wenn es in dieser Heizperiode keine extremen Temperaturen gibt. „Ein strenger Winter würde zwar echte Sorgen bereiten, aber alle anderen Szenarien deuten auf relativ komfortable Niveaus hin, die den aktuellen Sommeraufschlag nicht rechtfertigen“, schrieb Aldo Spanjer, Senior Commodities Strategist, in einer aktuellen Mitteilung.

(Bloomberg)