Morgen ist es ein Jahr her, seit die Hautpflegespezialistin Galderma am 22. März 2024 an die Schweizer Börse kam. Drei Tage nach Börsengang, am 25. März 2024, wurde Galderma offiziell in den SPI aufgenommen. 

Der Eröffnungspreis betrug 61 Franken pro Aktie, was einer Marktkapitalisierung von 14,5 Milliarden Franken entspricht. Damit zählt das Börsendebüt zu den grössten der Welt. Den Pokal hält nach wie vor die Erdölfördergesellschaft Saudi Aramco mit einem Emissionsvolumen von rund 25,6 Milliarden Dollar, gefolgt von Alibaba mit 21,77 Milliarden Dollar.

Ziel der ehemaligen Nestlé-Sparte war es, die Bilanz durch den Börsengang zu stärken, indem die dadurch eingenommen Mittel für die Rückzahlung von Schulden verwendet wurden. 2019 wurde das Unternehmen für 10,2 Milliarden Franken an ein von der globalen Investment-Organisation EQT geführtes Konsortium verkauft.

Auf und Abs

Der Start ins erste vollständige Handelsjahr war rosig: Die Titel haben Höchststand um Höchststand erreicht und verbuchten in ihrem ersten Handelsjahr (2024) ein Kursplus über 70 Prozent - eine Erfolgsgeschichte am Schweizer Aktienmarkt. ​​​​​​«Galderma hat ein fulminantes Börsenjahr hinter sich», konstatiert Vontobel-Analyst Stefan Schneider. Auch wenn die Aktie zwischenzeitlich höher gehandelt wurde, könne sich der Kursanstieg durchaus sehen lassen. 

Viel dazu beigetragen haben einzelne Wirkstoffe. So hat die Zulassung des Wirkstoffs Nemluvio in den USA und Europa Galderma weiteren Schub gegeben. Mit dem Wirkstoff können Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis und Prurigo nodularis - beides entzündliche Hauterkrankungen - behandelt werden. Auch die Nachfrage nach ästhetischen Injektionen, unter anderem von Abnehmmitel-Nutzern, treiben das Wachstum. Produkte wie Sculptra, ursprünglich für HIV-Patienten entwickelt, sind gefragt, um durch Gewichtsverlust verursachte Gesichtsfalten zu behandeln. 

Nach der anhaltenden Aufwärtstendenz folgte Mitte Februar eine Konsolidierungsphase. Vergangene Woche dann ein weiterer Dämpfer: Die Ankeraktionäre EQT, die Abu Dhabi Investment Authority und Auba Investment gaben bekannt, sich von Titeln im Umfang von 1,3 Milliarden Franken zu trennen (cash hat berichtet).

«Die 'vor-IPO Investoren' - also Private Equity Investoren - investieren in private Firmen und suchen nach der Lock-up-Periode den Ausstieg. Dies ist bei Galderma nicht anders», erklärt Schneider. Dies könne an den entsprechenden Tagen zu Druck auf den Aktienkurs führen. Wenn sich Grossaktionäre von Aktien trennen, wirft dies Fragen auf und das Vertrauen in die Firma kann infrage gestellt werden.

Laut Schneider sei das bei Galderma eher unwahrscheinlich. «Ich denke nicht, dass der Kursrückgang einen Vertrauensverlust darstellt. Ich denke, dass wir in den letzten Wochen etwas unruhigere Märkte haben und Investoren nun einige Aktienpositionen glattstellen wollten, auf welchen sie gute Gewinne hatten», erklärt er sich die Ereignisse.

Blockbuster-Potenzial

Der Kursdämpfer war jedoch nur von kurzer Dauer, und die Investoren sind zurückgekommen. So haben die Titel seit der Ankündigung am 11. März um mehr als 8 Prozent, respektive 10 Franken zugelegt.

Ein solcher Anstieg dürfte in kommender Zeit jedoch einmalig sein. Vontobel-Experte Schneider erwartet ein ruhigeres Jahr für den Aktienkurs von Galderma. «Letztes Jahr sahen wir die regulatorischen Zulassungen der beiden Produkte, Nemluvio und Relfydess, in den verschiedenen Indikationen sowohl in Europa als auch den USA. Das hat dem Aktienkurs geholfen, da Analysten nun die vollen Umsätze für diese Produkte in ihren Modellen reflektieren konnten.»

«Es ist schwierig, mit nur einem oder wenigen Datenpunkten zu sagen, ob man zu vorsichtig modelliert hat», führt er aus. Hierfür müssen dieses Jahr zuerst die Quartalsberichte abgewartet werden, um weitere Datenpunkte zu erhalten. Daher brauchen die Investoren dieses Jahr eher etwas mehr Geduld.

Was Finanzkennzahlen betrifft, erwartet Galderma für 2025 beim Umsatz ein währungsbereinigtes Wachstum von 10 bis 12 Prozent, was eine Beschleunigung gegenüber 2024 bedeutet. Die währungsbereinigte Kern-EBITDA-Marge soll bei ungefähr 23 Prozent liegen.

Die wichtigsten Wachstumstreiber sind gemäss Schneider die zwei neuen Produkte. Einerseits Relfydess, ein gebrauchsfertiger Neuromodulator mit einer botoxähnlichen Wirkung, der 2024 in Europa zugelassen wurde. Andererseits Nemluvio, ein neues Antikörpermedikament, um zwei Hautkrankheiten zu behandeln. Der Experte geht davon aus, dass Nemulvio möglicherweise zu Galdermas grösstem Produkt werden könnte. So oder so verfügen wohl beide Mittel über Blockbuster-Potenzial - mehr als 1 Milliarde Dollar Umsatz. Es sei nun wichtig, dass diese Markteinführungen gut gelingen.

Eingetrübte Konsumentenstimmung

Aus den neuen Mitteln ergibt sich nämlich eine der Gefahren bei Galderma. Die Top-Produkte der Firma, Cetaphil, Restylane, und Dysport/Azzalure, repräsentieren nämlich einen grossen Anteil am Gesamtumsatz. Dies sei aus Diversifikationsgründen nicht optimal. Auch die Zulassung von Relfydess in den USA sei nach wie vor ausstehend. Der Antrag wird dieses Jahr ein zweites Mal eingereicht, ohne Garantie auf Erfolg. Vor zwei Jahren hatte die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) zusätzliche Anforderungen, bevor die Marketing-Zulassung erteilt werden kann. Es handelt sich dabei aber nicht um ein ungewöhnliches Vorkommnis: Zwischen 2018 und 2022 erhielten 37 Prozent der Anträge auf chemische Arzneimittel und Biopharmazeutika einen sogenannten «Complete Response Letter (CRL)».

«Zudem muss man sich auch vor Augen halten, dass viele Produkte von Galderma keine verschreibungspflichtigen Medikamente sind. Das heisst, dass wenn sich nun der wirtschaftliche Ausblick eintrübt, können Kunden zuwarten, bis sie das nächste Galderma Produkt kaufen.» Besonders in den USA, wo eine mögliche Rezession lauert, müssen Konsumenten überlegen, ob sie auf nicht unbedingt notwendige Produkte verzichten können. 

Auch die Chance, dass Private-Equity-Investoren weitere signifikante Anteile der Aktien verkaufen, ist nicht vom Tisch. «Trotz einiger solcher Verkäufe sind noch signifikante Aktienanteile in Besitz der Private-Equity-Investoren», betont Schneider. Dies könnte erneut Druck auf die Aktie ausüben. Aktienplatzierungen können kurzfristig zu grösseren Kursschwankungen und Volatilität führen, besonders wenn sie in einem ungünstigen Marktumfeld wie dem aktuellen stattfinden. Eine Platzierung kann somit einen sinkenden Aktienkurs noch verstärken.

15 Prozent Aufwärtspotenzial

Vontobel-Analyst Schneider stuft die Aktien auf Halten ein - Preisziel 105 Franken. Damit liegt er unter dem durchschnittlichen Kursziel von 111,88 Franken, was durch die Kursziele der 13 Analysten zu stehen kommt. Zum aktuellen Kurs impliziert das ein Aufwärtspotenzial von rund 15 Prozent.

Neun der Experten empfehlen die Titel zum Kauf, vier sprechen eine Halten-Empfehlung aus. Einer davon ist Julius Bär, der das Kursziel diese Woche auf 85 von 77 Franken erhöht hat. Auch die UBS erhöhte das Kursziel Anfang Februar um 25 Prozent auf 128 Franken. 

Der zuständige Analyst verwies jüngst in einer Notiz auf Galderma. Aktuell ziehe er bei den Schweizer Mid-Caps den Hautpflegespezialisten dem Biosimilar-Produzenten Sandoz vor. Er betrachte Galderma als eine überzeugende Wachstumsstory im Bereich Spezialpharmazeutika, die von injizierbaren ästhetischen Produkten und Nemluvio angetrieben wird. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten bei der Preisgestaltung von Arzneimitteln in den USA ist Galdermas hohes Engagement im Bereich der ästhetischen Selbstzahlerprodukte seiner Meinung nach besonders attraktiv. 

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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