Galderma hat am Freitag einen fulminanten Start an der Schweizer Börse hingelegt. Für die Aktie des Hautpflegespezialisten zahlten die Anleger gleich zu Beginn 61 Franken, rund 15 Prozent mehr als der Ausgabepreis von 53 Franken. Damit wurde das Unternehmen zum Börsenstart mit rund 14,5 Milliarden Franken bewertet. Im Tagesverlauf zogen die Titel noch weiter an und schlossen auf 64 Franken.
Es ist der grösste Börsengang in der Schweiz seit 2017, als der Messtechnikkonzern Landis & Gyr an die Börse ging, und einer der grössten in Europa seit mehr als zwei Jahren, wie die Börsenbetreiberin SIX am Freitag mitteilte. Damit könnte der Grundstein für weitere erfolgreiche Börsengänge in diesem Jahr gelegt sein.
Zinssenkung als Chance für Aktienmarkt
Seit Anfang 2022 hätten schwierige Marktbedingungen und geopolitische Spannungen zu einem Rückgang der weltweiten IPO-Aktivitäten geführt, schreibt die SIX. Doch nach einer langen Zeit der Unsicherheit beginne sich die makroökonomische Situation zu normalisieren. Dies werde durch den jüngsten Rückgang der Zinssätze und der Inflationsrate bestätigt.
Am Freitag tritt die Börse zwar auf der Stelle, Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die Senkung des Leitzinses den Franken schwächt und damit das Wachstum der exportorientierten Industrie stärken wird - was wiederum für steigende Börsenkurse spricht.
Unterschiedliche Starts
Auch an den globalen Aktienmärkten ist laut der SIX eine Erholung zu beobachten. «Wir sind zuversichtlich, dass dieses zunehmend positive Marktumfeld dazu beitragen wird, eine Reihe von neuen und interessanten Börsengängen in der Schweiz und darüber hinaus einzuleiten», so Bjørn Sibbern, Global Head Exchanges der SIX.
Doch bei den grossen globalen Börsengängen der letzten Tage fiel die Bilanz unterschiedlich aus: Während die Online-Plattform Reddit am Donnerstag bei ihrem Gang an die US-Börse rund 750 Millionen Dollar einnahm und einen Aufschlag von fast 50 Prozent auf dem Ausgabepreis erzielte, war der Börsengang der Parfumkette Douglas in Deutschland ein Flop. Die Aktien kosteten bei Börsenschluss rund 11 Prozent weniger als der Ausgabepreis.
Wann der nächste Börsengang in der Schweiz stattfinden wird, ist derzeit unklar. Ein weiterer «klassischer» Börsengang wie der von Galderma ist derzeit nicht in Sicht.
Noch wenige Börsengänge auf der Agenda
Holcim hat zwar Börsenpläne für sein US-Geschäft. Die Papiere der Nordamerika-Aktivtäten sollen aber auch in den USA kotiert werden. Und der Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta, der in chinesischem Besitz ist, soll abgespaltet und an die Börse in Shanghai gebracht werden.
Einen weiteren Börsengang durch Abspaltung, der aber hierzulande erfolgen soll, hat zudem die TX Group angekündigt. Sie will ihre Werbevermarktungstochter SMG Group an die Börse bringen. Dieser IPO dürfte allerdings deutlich kleiner ausfallen als der von Galderma.
Botox und Hautpflege
Die ehemalige Nestlé-Sparte Galderma hatte vor gut drei Wochen ihren Börsengang an der SIX angekündigt. Insgesamt wurden rund 37,2 Millionen neue Aktien und rund 0,28 Millionen bestehende Aktien platziert. Hinzu kommt eine mögliche Mehrzuteilungsoption von rund 5,6 Millionen Aktien.
Den Erlös aus dem Verkauf der neu ausgegebenen Namenaktien will das Unternehmen in erster Linie zur Stärkung der Bilanz durch Rückzahlung und Refinanzierung von Schulden verwenden. Galderma wird am zweiten Handelstag, d.h. am kommenden Montag, in den Swiss Performance Index (SPI) und seine Subindices aufgenommen.
Neben Sonnencremes wie «Daylong» vertreibt der Konzern auch Medikamente gegen Hautkrankheiten wie Akne, Schuppenflechte oder Rosazea. Auch Produkte gegen Hautkrebs gehören zum Portfolio des Unternehmens. Darüber hinaus bietet Galderma verschiedene Botox-Marken an.
(AWP)