Investoren am Aktienmarkt versuchen zunehmend, auf der Grundlage von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren in Aktien zu investieren - auch bekannt als ESG oder nachhaltiges Investieren. Laut Daten von Morningstar verzeichneten nachhaltige US-Fonds im Jahr 2021 Zuflüsse in Höhe von 34 Milliarden Dollar.

Das Problem dabei ist, dass sich die Auswahl der besten nachhaltigen Anlage oftmals als schwierig herausstellt. Oftmals werden Unternehmen als grünes Investment angepriesen, obwohl dies dem Hauptgeschäft entgegensteht - Stichwort Greenwashing. 

Auch die US-Grossbank Bank of America hat einen eigenen "ESGMeter" entwickelt - eine Kennzahl, die Unternehmen mit "überlegener finanzieller Stabilität" auf der Grundlage von ESG-Attributen identifiziert, wie der Finanznachrichtensender CNBC berichtet. Das Ziel dieser Eigenentwicklung bestehe darin, den ESG-Dschungel zu durchdringen. Dies erklärte Analyst Xavier Le Mene in einer Mitteilung von Ende Januar.

Mithilfe des eigenen ESGMeter haben Le Mene und seine Kollegen Investment-Ideen identifiziert. Das zusätzliche Kriterium bestand aber darin, dass diese von der Bank selbst gemocht werden – aber nicht von anderen Analysten. "Wir identifizieren 25 Namen, bei denen der ESGMeter hoch ist, die BofA-Analysten zum Kauf empfehlen und bei denen der Konsens jedoch entweder eine neutrale oder negative Haltung einnimmt", erklärte Le Mene.

Spirax Sarco - effiziente Nutzung von Dampf

Eine solche Aktie ist Spirax-Sarco. Das britische Ingenieurunternehmen ist weltweit führend in der Kontrolle und effizienten Nutzung von Dampf. Dies sei der Kern vieler industrieller Prozesse und ein wesentlicher Bestandteil der ESG-Strategien der Kunden von Spirax-Sarco, sagte Le Mene.

Nach einem rasanten letztjährigen Aufstieg ist die Aktie des Ingenieruunternehmens dieses Jahr stark zurückgekommen. Das Kursminus beläuft sich auf minus 21 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit 46 aber immer noch sehr hoch.

Kursentwicklung der Aktien von Spirax-Sarco seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch)

Equinor - Offshore-Windkraft

Auch das norwegische Energieunternehmen Equinor steht auf der Liste von Bank of America. Doch im Gegensatz zu Spirax-Sarco konnten die Aktien von Equinor den letztjährigen Aufwärtstrend auch im neuen Jahr fortsetzen - plus 10 Prozent. Das KGV beläuft sich auf 34. Bei einem Investment winkt eine Dividendenrendite von 1,7 Prozent.

Kursentwicklung der Aktien von Equinor seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch).

Das Unternehmen hat ein erneuerbares Portfolio aufgebaut, das sich auf Offshore-Wind konzentriert. Equinor spiele eine führende Rolle bei der Entwicklung schwimmender Offshore-Windtechnologie, sagte Le Mene. Das Unternehmen könne diese Schlüsseltechnologie der Energiewende angesichts seiner Kostenwettbewerbsfähigkeit möglicherweise dominieren, fügte er hinzu.

Big Yellow - «grüne» Lagerplätze

Das britische Selfstorage-Unternehmen Big Yellow – das grösste Selfstorage-Unternehmen im Vereinigten Königreich – ist eine weitere von der Bank of America favorisierte Aktie. Das Unternehmen strebt an, bis 2030 100 Prozent seines Energiebedarfs durch erneuerbare Energien zu decken, wovon 50 Prozent auf Solarenergie entfallen. Dies sollte die Umweltbilanz des Unternehmens in den kommenden Jahren verbessern, sagte Le Mene.

Nach einem starken Aufstieg im letzten Jahr haben die Aktien von Big Yellow konsolidiert. Was für einen Kauf bei dieser Aktie spricht, ist das tiefe KGV von 6 und die Dividendenrendite von 2,6 Prozent.

Kursentwicklung der Aktien von Big Yellow seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch).

Signify - Marktführer für intelligente und LED-Beleuchtung

Die Analysten der Bank of America favorisieren auch das niederländische Beleuchtungsunternehmen Signify. Nachdem der Titel letztes Jahr bis Ende Juli deutlich zugelegt hatte, kam dieser in der zweiten Jahreshälfte zurück. Seit Anfang Januar befindet sich die Aktie aber wieder in einem Aufwärtstrend. Der Titel ist mit einem KGV von 15 aber weiterhin günstig zu haben.

Kursentwicklung der Aktien von Signify seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch).

Le Mene bezeichnet Signify als Marktführer für intelligente und LED-Beleuchtung. Die Produkte helfen den Kunden, Energieeinsparungen zu erzielen. Dies sei besonders relevant angesichts der aktuellen Energiekosteninflation, sagte Le Mene. Der Betrieb des Unternehmens sei ausserdem CO2-neutral und verwende 100 Prozent erneuerbaren Strom, fügte er hinzu.

Warehouses de Pauw - «grüne» Industrieimmobilien

Der belgische Immobilienentwickler Warehouses De Pauw ist ein weiterer Favorit der Bank of America. Le Mene sagte, dass das Unternehmen eine grüne Führungsrolle bei Industrieimmobilien einnehme, da etwa ein Drittel seiner Gebäude mit lokal produziertem Ökostrom betrieben werde.

Nach einem stetigen Anstieg im letzten Jahr zeigt die Aktie von Warehouses de Pauw im neuen Jahr Schwäche. Das Kursminus beläuft sich auf 16 Prozent. Das KGV von 7 und die Dividendenrendite von 1,8 Prozent sind aber ein Pluspunkt für den Titel aus Belgien.

Kursentwicklung der Aktien von Warehouses De Pauw seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch).

ABB - auf guten Weg zur CO2-Neutralität

Mit dem Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB steht auch ein Schweizer Blue Chip auf der Liste. Die Aktien von ABB stiegen im letzten Jahr bis Mitte August deutlich in die Höhe. Nach einer Korrektur im September setzte der Titel den Aufwärtstrend bis Ende Jahr fort. Seit Anfang Januar zeigt die Aktie jedoch Schwäche und steht 6 Prozent tiefer.

ABB habe seine absoluten Emissionen seit 2015 um über 60 Prozent reduziert. Zudem strebe der Konzern an, die Emissionen in seiner gesamten Lieferkette zu reduzieren und bis 2030 in seinen eigenen Betrieben CO2-Neutralität zu erreichen, sagten die Analysten von Bank of America.

Heineken, L’Oreal, Terna Energy, Telefonica, JCDecaux und EDP Renewables

Zu den anderen "konträren" Titeln der Bank gehören die niederländische Brauerei Heineken, der französische Konsumgütertitan L’Oreal, der italienische Netzbetreiber Terna Energy, das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefonica, das französische Aussenwerbeunternehmen JCDecaux und der portugiesische Energieproduzent EDP Renováveis.

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