Frankreichs angespannte Finanzlage macht immer mehr auch die Investoren nervös. Sie verlangen für französische Staatsanleihen eine höhere Risikoprämie als für vergleichbare Papiere von Spanien, das in der Euro-Schuldenkrise wegen der Banken unter den Euro-Rettungsschirm musste.

Der Zustand von Frankreichs öffentlichen Finanzen sei besorgniserregend, musste vor kurzem auch der neue Budgetminister Laurent Saint-Martin zugegeben. Nach neuesten Schätzungen könnte das Haushaltsdefizit dieses Jahr mehr als 6 Prozent betragen.

Bereits im Sommer hat die EU gegen Frankreich und sechs weitere Staaten ein Defizitverfahren eingeleitet. Damals ging man noch von einem kleineren Defizit aus.

Der Wille ist da, das Vertrauen noch nicht

Der neue Premierminister Michel Barnier hat zwar vergangene Woche Sparmassnahmen und Steuererhöhungen angekündigt. Doch es wird bezweifelt, dass damit das Loch wirklich ausreichend gestopft werden kann. Es ändert auch nicht viel am langfristigen Verschuldungspfad: Die Bruttostaatsschuldenquote hat sich seit der Finanzkrise von 2008 fast verdoppelt auf über 110 Prozent des BIP.

Die Renditedifferenz zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen beträgt weiterhin fast 0,8 Prozentpunkte, so viel wie nie zuvor. Für neue Schulden muss der französische Staat mittlerweile mehr als 3 Prozent bezahlen, was das Budget zusätzlich belastet.

Historisch gehört Frankreich zum harten Kern der Eurozone, zusammen mit Deutschland und den Niederlanden. Diese zeichneten sich, anders als die Mitgliedstaaten an der Peripherie, durch solide Staatsfinanzen aus. Entsprechend niedrig sind die Risikoaufschläge.

Viele Gläubiger im Ausland

Mit den jüngsten Entwicklungen driftet Frankreich immer mehr Richtung «Peripherie-Status» ab, wobei diese Bezeichnung längst nicht mehr zeitgemäss ist für Euro-Länder in finanzieller Schieflage. Irland und Portugal gehören schon längst zu den Topschuldnern mit tiefen Renditeaufschlägen.

Steigen die französischen Bondrenditen weiter, entstehen Kursverluste für die Besitzerinnen und Besitzer. Und diese sitzen zu 50 Prozent nicht in Frankreich. Sie sind wegen ihrer vermeintlichen Sicherheit und der hohen Liquidität fester Bestandteil der Anlageportfolios von Versicherungen, Pensionskassen und auch der SNB.

Bleibt zu hoffen, dass sich das nicht rächt und Frankreich die Kurve noch kriegt.

Dieser Artikel ist zuerst in der Handelszeitung erschienen.