Das Unternehmen werde für die beiden wichtigsten operativen Töchter, die Lilium GmbH und die Lilium eAircraft GmbH, Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden, teilte die börsennotierte Holding am Donnerstag in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC mit. Der Antrag werde in den nächsten Tagen beim Amtsgericht Weilheim gestellt, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen könne den laufenden Betrieb nicht mehr finanzieren, damit drohe die Zahlungsunfähigkeit. Auch die börsennotierte Muttergesellschaft in den Niederlanden müsse möglicherweise Insolvenz anmelden. An der US-Börse Nasdaq brachen deren Aktien um 51 Prozent auf 21 US-Cent ein.
Vorstandschef Klaus Röwe hofft trotz der Insolvenz darauf, den Senkrechtstarter fertig entwickeln und zum Fliegen zu bringen: «Obwohl es keine Garantie für den Erfolg eines Insolvenzverfahrens gibt, hoffen wir, dass der Lilium Jet nach Abschluss des Eigenverwaltungsverfahrens die Chance auf einen Neuanfang erhält.» In dieser Variante der Insolvenz darf das Management unter Aufsicht eines Sachwalters fortführen. Dabei könnten neue Investoren angelockt oder die Firma verkauft werden.
Der Erstflug war bisher für Anfang 2025, die Zulassung für den Vier- bis Sechs-Sitzer mit 30 Elektromotoren für 2026 geplant. Für das Elektroflugzeug lagen mehr als 100 feste Bestellungen und fast 700 Absichtserklärungen vor. «Wir sind fest davon überzeugt, dass elektrisches Fliegen unsere beste Hoffnung für die Dekarbonisierung der Luftfahrt ist», sagte Röwe.
Doch um weiterzumachen, fehlten Lilium noch mehrere hundert Millionen Euro. 1,5 Milliarden Euro hatten Investoren, vor allem aus China und den USA, schon gestemmt. Die Firma hatte fest auf ein 100 Millionen Euro schweres Darlehen der staatlichen Förderbank KfW gesetzt. «Wir hatten uns bereits unter Vorbehalt zusätzliches privates Kapital gesichert, um das KfW-Darlehen zu ergänzen», sagte Röwe. Doch der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte sich vor einer Woche nicht zu einer Bürgschaft von 50 Millionen Euro für einen KfW-Kredit an Lilium durchringen können. Daraufhin seien auch die Vereinbarungen mit dem Freistaat Bayern, der ebenfalls für 50 Millionen Euro bürgen wollte, gescheitert, erklärte Lilium. «Bayern konnte es nicht allein stemmen», sagte Röwe. Auch aus Frankreich winkten Lilium Subventionen.
Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand hatte vor wenigen Tagen in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» darauf verwiesen, dass einzelne Abgeordnete im Haushaltsausschuss die Förderung überraschend kurzftistig blockiert hätten. Das habe sein Unternehmen in eine schwierige Lage gebracht. «Es macht einen Riesen-Unterschied, ob sie eine Finanzierung drei Tage oder drei Monate vorher absagen», sagte Wiegand.
(Reuters)