Die Note für die Kreditwürdigkeit werde angesichts der steigenden öffentlichen Defizite und dem wiederkehrenden Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze um eine Stufe von "AAA" auf AA+" gesenkt, kündigten die Bonitätswächter in der Nacht zu Mittwoch an. Trotzdem werden Investitionen in US-Staatsanleihen damit immer noch als sichere Anlage bewertet, mit einem so gut wie vernachlässigbaren Ausfallrisiko. Dennoch könnte es künftig für die Regierung teurer werden, am Finanzmarkt neue Schulden aufzunehmen.
US-Finanzministerin Janet Yellen kritisierte die Entscheidung als "willkürlich". "Ich stimme mit der Entscheidung von Fitch Ratings absolut nicht überein", sagte die Demokratin. "Die Arbeitslosenquote liegt nahe einem historischen Tiefstand, die Inflation ist seit vergangenem Sommer deutlich zurückgegangen und die Konjunkturdaten von voriger Woche zeigen, dass die US-Wirtschaft weiter wächst." Der Wahlkampf-Sprecher von Präsident Joe Biden, Kevin Munoz, machte dessen Vorgänger Donald Trump verantwortlich. "Diese Herabstufung ist eine direkte Folge einer extremen Agenda der Republikaner, die von Chaos, Gefühllosigkeit und Rücksichtslosigkeit geprägt ist und die die Amerikaner weiterhin ablehnen", sagte Munoz. Trump habe die Republikaner im Kongress angestachelt, beim Streit um die Schuldenobergrenze auf eine Zahlungsunfähigkeit hinzuarbeiten.
Rezession erwartet
Seit vielen Jahren ringen die jeweiligen Regierungen und die Opposition regelmässig über einen Schuldendeal, was die weltgrösste Volkswirtschaft immer wieder an den Rang einer Staatspleite treibt. Zuletzt wurde Anfang Juni nach zähem Ringen ein Kompromiss zur Aussetzung der Schuldenobergrenze von derzeit 31,4 Billionen Dollar vereinbart - wenige Tage später hätte den USA sonst die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Unter diesem wiederkehrenden Problem leide das Vertrauen in die Finanzpolitik, ein mittelfristiger Finanzrahmen fehle, begründete Fitch die Herabstufung. Zudem wird auf eine steigende Neuverschuldung verwiesen, die in diesem Jahr bei 6,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen soll - nach 3,7 Prozent 2022. Zudem erwarten die Bonitätswächter, dass die US-Wirtschaft um den Jahreswechsel 2023/24 in eine Rezession abrutschen wird.
Fitch ist bereits die zweite führende Ratingagentur, die den USA die Spitzennote entzogen hat. Standard & Poor's stufte die Bonität schon 2011 herab auf "AA-plus". Auch damals wurde auf die zunehmende politische Polarisierung im Land verwiesen, die eine solide Haushaltsführung erschwere.
Die Herbstufung liess Anleger rund um den Globus vorsichtiger werden. An der japanischen Börse in Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index. In China lag die Börse Shanghai 1,1 Prozent im Minus. "Die Herabstufung zeigt uns, dass die Regierung der grössten Volkswirtschaft der Welt ein Problem mit ihren Ausgaben hat", erklärte Chefökonom Steven Ricchiuto von der Investmentbank Mizuho Securities die Börsenentwicklung.
Kurzfristig dürfte die Herabstufung kaum Auswirkungen auf die US-Staatsfinanzen haben, schrieben die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz in einer Analyse. US-Staatsanleihen blieben wegen ihrer hohen Liquidität "unschlagbar". Zudem würden sie in der Weltleitwährung Dollar ausgestellt. "Dies ändert allerdings nichts daran, dass sich die US-Staatsverschuldung auf einem nicht tragfähigen Kurs befindet", so die beiden Volkswirte.
(Reuters)
1 Kommentar
"Die wichtigste Bedrohung, vor der ich heute gewarnt habe und die höchstwahrscheinlich Staatsanleihen destabilisieren wird, war das politische Risiko – einer der drei Zweige meiner tugendhaften souveränen Dreifaltigkeit, durch die die anderen; Eine stabile Währung und ein nachhaltiger Anleihenmarkt können durch inkompetente politische Entscheidungen zunichte gemacht werden. Das politische Risiko nimmt zu. Ignorieren Sie es auf eigene Gefahr.
Obwohl es eine Vielzahl gut informierter Marktkommentatoren und Persönlichkeiten gibt, von Janet Yellen (Finanzministerin) bis Mohamed El-Erian (Anleihenprinz der Allianz), die den Zeitpunkt der Herabstufung durch Fitch im Hinblick auf die Erholung der Wirtschaftskennzahlen und die Nachhaltigkeit von US-Anleihen in Frage stellen Als ultimativer sicherer Hafen [als S&P die USA im Jahr 2011 herabstufte, stiegen die Preise für US-Staatsanleihen aufgrund einer Flucht in Qualität!] gibt es absolut keinen Zweifel daran, dass die politischen Risiken in den USA hoch sind und schnell steigen."
SORGEN SIE SICH UM ANLEIHEN!
Es ist ein Schockmoment, während wir uns auf eine brutale Eskalation des politischen Risikos vorbereiten.
Fitch hat gestern Abend mit der Herabstufung der USA einen Strich durch die Rechnung gemacht – aber sie hatten Recht damit. Die politischen Risiken in den USA und im Vereinigten Königreich – beide nähern sich dem Höhepunkt der Krisen im Wahlzyklus – nehmen zu und die Desinformationskriege werden dafür sorgen, dass es … fruchtbar wird.
Bill Blain 2. AUGUST 2023