Italien ist für legendäre Autos wie den Fiat 500 bekannt. Doch kein Gefährt prägte das Strassenbild in Bel Paese im letzten Jahrhundert so sehr wie die Ape (italienisch für «Biene»), das dreirädrige Rollermobil des Vespa-Herstellers Piaggio.

Nicht viel mehr als eine Vespa, aber mit Dach und Ladefläche, war die Ape perfekt geeignet für die engen Gässchen der Altstädte – oder steile Schotterstrassen, an denen sich Autos die Zähne ausbeissen. Und das zum unschlagbaren Preis von zuletzt gut 7000 Euro.

Doch Ende Jahr ist Schluss mit der Nostalgie: Nach 76 Jahren stellt Piaggio die Produktion in der Toskana ein. Die Fahrzeuge werden künftig nur noch in Indien für den asiatischen und afrikanischen Markt produziert.

Vorschriften der EU bedeuten das Aus

Der Grund: In Indien sind die Sicherheits- und Umweltvorschriften weniger streng als in der EU. Und nächstes Jahr werden sich in Europa die Vorschriften in Sachen Umweltstandards erneut ändern. Eine Anpassung wäre für Piaggio unwirtschaftlich.

Denn während die Ape in den letzten Jahren in den italienischen Grossstädten ohnehin immer seltener wurde, trat sie einen Siegeszug um die Welt an. In 35 Ländern gehört die Biene zum Strassenbild, etwa als «Trixi-Taxi» in Simbabwe, oder als «My Darling» in Indonesien, berichtet das italienische Fernsehen Rai.

Mit dem Ende der Biene verliert Italien nicht nur ein Nationalsymbol. Auch viele Jugendliche werden dem Fahrzeug nachtrauern. Sie durften es bereits im Alter von 14 Jahren fahren. Und eine frisierte Ape war für viele Halbstarke ein Statussymbol wie das getunte Töffli bei Schweizer Jugendlichen auf dem Land.

Elektro-Biene in Indien

Für die Gewerkschaften ist die EU schuld am Aus: «Es sieht so aus, als ob sich nur Europa um den Umweltschutz kümmert, während der Rest der Welt sich einen Dreck darum schert», sagte ein Gewerkschaftsvertreter laut Nachrichtenagenturen.

Anders als in Europa wird in Indien zudem bereits ein elektrisches Modell der Ape angeboten. Und auch mit einem Erdgas-Antrieb macht die Biene dort Jagd auf die Marktanteile der Tuk Tuks.

Dieser Artikel erschien zuerst im «Blick» unter dem Titel «Ausgerechnet die EU zieht italienischem Kultfahrzeug den Stecker».