Sie hob den Leitzins auf der letzten Sitzung vor der Jahreswende um einen halben Prozentpunkt an - auf die neue Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Zuvor hatte sie vier Mal in Folge noch grössere Zinsschritte gemacht - um jeweils 0,75 Prozentpunkte. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte nach dem Zinsbeschluss am Mittwoch, dass weitere Erhöhungen nötig werden dürften: "Wir werden Kurs halten, bis die Arbeit erledigt ist." Die Währungshüter veranschlagen in ihrem aktualisierten Zinsausblick für Ende 2023 im Mittel ein Leitzinsniveau von 5,1 Prozent und damit einen halben Punkt mehr als noch im September avisiert.

Die seit Tagen mit Spannung erwartete Zinsentscheidung der US-Notenbank liess an der Wall Street keine Freude aufkommen. Alle wichtigen Börsenindizes schlossen etwas im Minus. "Signale hinsichtlich einer Pause im Zinserhöhungszyklus sind nicht zu erkennen", so das Fazit der Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz. Laut Powell konzentrieren sich die Währungshüter im Moment darauf, den Zins auf ein Niveau zu hieven, das die Wirtschaft ausreichend bremst. Damit soll die Rückkehr der Inflation zum Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank im Laufe der Zeit sichergestellt werden: "Es geht nicht um Zinssenkungen", betonte der Notenbankchef. Er dämpfte damit Hoffnungen an den Finanzmärkten, dass die Fed in der zweiten Jahreshälfte 2023 den Preis für geliehenes Geld wieder senken könnte.

"Zudem wiederholte Powell das Mantra, dass die Zinsen länger höher bleiben müssten, um den Kampf gegen die Inflation zu gewinnen", erläuterte DWS-Volkswirt Christian Scherrmann. Aus den Äusserungen gehe hervor, dass die Zentralbanker noch nicht davon überzeugt seien, dass sich die Inflation bereits auf einem nachhaltigen Abwärtspfad befinde.

Zuletzt hatten sich allerdings die Hinweise verdichtet, dass die hohe Inflation auf dem Rückzug ist. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im November auf einen Jahrestiefstwert von 7,1 Prozent. Der fünfte Rückgang in Folge weckt Hoffnungen, dass die USA den Höhepunkt der Inflationswelle hinter sich haben.

Zinsgipfel bald erreicht?

Erst 2024 wird es nach der aktualisierten Projektion der US-Währungshüter mit dem Zinsniveau auf 4,1 Prozent nach unten gehen. "Die Mehrzahl der US-Währungshüter hält eine Lockerung der Geldpolitik frühestens im Jahr 2024 für vertretbar. Die Notenbanker stimmen Finanzmärkte und Öffentlichkeit damit einmal mehr auf einen langen und zähen Kampf gegen die hohe Inflation ein", sagte LBBW-Ökonom Elmar Völker.

Viele Experten erwarten allerdings, dass zumindest der Zinsgipfel in wenigen Monaten erreicht sein dürfte - so auch VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel: "Das Ende des Straffungszyklus ist in Sichtweite. Im ersten Quartal dürfte die Fed auf ihren beiden Sitzungen den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte anheben. Dann ist aber Schluss", so seine Prognose.

Dazu passt, dass die Notenbank eher pessimistisch auf die Konjunktur blickt. Die Fed-Oberen erwarten, dass die US-Wirtschaftsleistung im nächsten Jahr nur um magere 0,5 Prozent zulegt. Dies sei allerdings kein Konjunkturbild, das mit einem Rezessions-Szenario übereinstimme, betonte Powell. Denn es werde immerhin ein kleines Wirtschaftswachstum erwartet. Zudem sei nicht damit zu rechnen, dass es im Zuge des Abschwungs zu Verwerfungen am Arbeitsmarkt mit einer Entlassungswelle komme.

(Reuters/cash)