Die US-Notenbank Fed hat das geldpolitische Jahr zwar mit einer dritten Zinssenkung in Folge beendet. Sie hat dabei jedoch zur Bestürzung der Märkte betont, dass Inflationssorgen wieder in den Vordergrund rücken.
Fed-Chef Jerome Powell formulierte es klar und deutlich: Die Inflationsprognose der Zentralbank zum Jahresende sei «gewissermassen in sich zusammengefallen». Die Notenbanker gehen nun davon aus, dass es viel länger dauern wird, bis die Inflation das Ziel von 2 Prozent erreicht, über dem sie seit fast vier Jahren liegt. Daher haben die Powell und seine Kollegen ihre Erwartungen für Zinssenkungen im nächsten Jahr zurückgeschraubt.
Sie sehen die Inflation Ende nächsten Jahres nun bei 2,5 Prozent. Die neue Prognose liegt damit über dem 2,1-Prozent-Medianwert vom September und auch über dem Wert, bei dem sich die Teuerung ihrer Ansicht nach Ende dieses Jahres einpendeln wird. Den aktualisierten Projektionen zufolge gehen die Währungshüter nun davon aus, dass sie ihr 2-Prozent-Ziel nicht vor 2027 erreichen werden.
Powell machte deutlich, dass weitere Lockerungen der Geldpolitik von Fortschritten bei der Eindämmung der Teuerung abhängen werden. Im September hatte die Fed noch eine Abkühlung des Arbeitsmarktes als das grössere Risiko angesehen. Die Märkte reagierten schnell und heftig auf die Falkensignale der Fed. US-Staatsanleihen sackten ebenso ab wie Aktien. Der Dollar erreichte den stärksten Stand seit mehr als zwei Jahren.
«Bei der 12-Monats-Inflation haben wir uns seitwärts bewegt», sagte Powell am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. «Wenn wir über weitere Senkungen nachdenken, werden wir auf Fortschritte bei der Inflation achten.» Im Median sehen die US-Notenbanker jetzt nur noch einen halben Prozentpunkt an Zinssenkungen im nächsten Jahr - die Hälfte dessen, was im September erwartet wurde.
Viele Ökonomen sehen in Trumps Plänen für Steuersenkungen, Massenabschiebungen und neue Zölle das Risiko, dass sie die Inflation anheizen. Laut Powell haben einige Notenbanker bei der Dezembersitzung begonnen, die vorgeschlagenen Massnahmen in ihre Prognosen einzubeziehen.
Zinssenkungen ohne Fortschritte bei der Inflation noch schwieriger
«Es ist eine Art gesunder Menschenverstand, dass man etwas langsamer fährt, wenn der Weg unsicher ist», sagte Powell. «Es ist nicht anders, als wenn man in einer nebligen Nacht Auto fährt oder in einen dunklen Raum voller Möbel geht. Man macht einfach langsamer.»
Die gestrige Lockerung der Fed-Geldpolitik brachte die Leitzinsspanne auf 4,25 bis 4,5 Prozent. Die Präsidentin der Cleveland Fed, Beth Hammack, stimmte gegen die Zinssenkung. Sie hätte es vorgezogen, die Zinsen konstant zu halten. 15 von 19 Fed-Notenbankern sehen nun ein höheres Risiko, dass die Inflation ihre Erwartungen übersteigt, anstatt sie zu unterschreiten. Im September waren es noch drei gewesen. 14 hatten angegeben, dass sie in Bezug auf ihre Inflationsprognose grössere Unsicherheit sehen.
«Jetzt wird es viel schwieriger sein, Zinssenkungen ohne eine weitere Verbesserung der Inflation durchzusetzen», sagte Ökonom Conrad Dequadros von Brean Capital. «Ich könnte mir vorstellen, dass der Konsensmangel grösser ist, als es der eine Dissens vermuten lässt.» Die Aussicht auf weniger stark als erwartet fallende Zinsen haben die Investoren offensichtlich erschreckt.
«Wir gehen davon aus, dass eine Zinspause auf der nächsten Fed-Sitzung im Januar nahezu ausgemachte Sache ist», so Elmar Völker, Analyst bei der LBBW. «Falls Trump, wie von uns erwartet, seine potenziell inflationstreibende Agenda umfassend umsetzt, dann dürfte die Zinspause der Fed über den Januar hinaus für geraume Zeit fortdauern.»
Das US-Börsenbarometer S&P schloss am Mittwoch knapp 3 Prozent im Minus. Der Nasdaq Composite fiel 3,6 Prozent.
(Bloomberg/Reuters)
1 Kommentar
Die Fed hat die Inflation nie in den Griff bekommen. Und Trump wirft seinen Schatten voraus. Das kann ja heiter werden.