Angesichts schwindender Rezessionssorgen kann die US-Notenbank laut Fed-Gouverneur Chris Waller ihren aggressiven Zinskurs fortsetzen. «Auf der Basis meines jetzigen Wissens unterstütze ich eine deutliche Anhebung auf unserem nächsten Treffen», sagte Waller am Freitag beim Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien. Waller sitzt im Führungsgremium der Federal Reserve und entscheidet über die Geldpolitik mit.

Der Leitzins müsse auf ein Niveau steigen, das die Güternachfrage in der Wirtschaft deutlich zügele. Die Notenbank sei zu entschlossenem Handeln bereit, um die Inflation wieder auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken. «Dies ist ein Kampf, dem wir nicht aus dem Weg gehen können und werden.»

Die Sorgen, dass im ersten Halbjahr eine Rezession begonnen habe, seien geschwunden. Dieser Umstand und auch der starke Arbeitsmarkt verschaffe der Zentralbank die Flexibilität, die Inflation aggressiv zu bekämpfen.

Stetigkeit wichtiger als Schnelligkeit

Die Fed hat den Leitzins zuletzt zwei Mal in Folge ungewöhnlich kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben - auf die Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Für die Sitzung am 21. September erwarten viele Investoren einen weiteren Jumbo-Schritt. Die Notenbank will ihren Kurs von der Datenlage abhängig machen. Sie blickt dabei insbesondere auf die Inflations- und Arbeitsmarktzahlen. Der Jobmarkt boomt weiter, auch wenn die Wirtschaftsleistung zuletzt zwei Quartale in Folge schrumpfte. Laut Waller deutet die Datenlage aber auf ein Anziehen des Konsums im dritten Quartal hin. Er verwies zudem auf die Modell-Projektion des Fed-Bezirks Atlanta, die für das laufende Quartal ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 2,6 Prozent vorhersage. Doch gebe es auch andere Schätzungen, die «einen Tick» darunter lägen.

Die Chefin des Fed-Bezirks Kansas City, Esther George, betonte auf einer Veranstaltung des Peterson Institute for International Economics, die Notenbank müsse sich auf ihre Beobachtungsgabe verlassen und könne den Zinspfad nicht anhand von theoretischen Modellen abstecken. Auf welches geldpolitische Niveau der Zins letztlich steigen müsse, sei wahrscheinlich reine Spekulation. Beim weiteren Vorgehen gelte es, «Stetigkeit und Zielstrebigkeit» über Schnelligkeit zu stellen.

Der Fed bereitet die hohe Inflation Sorge. Mit großem Interesse blicken Investoren auf die am Dienstag anstehenden Verbraucherpreisdaten für August, da ihnen womöglich entscheidende Bedeutung mit Blick auf die Höhe des nächsten Zinsschritts der Fed zukommt. Experten erwarten einen Rückgang der Inflationsrate auf 8,1 von 8,5 Prozent im Juli. Damit wäre jedoch das Ziel der Notenbank einer Teuerung von 2,0 Prozent bei weitem noch nicht in Sichtweite. Unter Investoren gibt es die Sorge, dass die Notenbank die Wirtschaft mit einem zu straffen Kurs abwürgen und eine Rezession auslösen könnte.

(Reuters)