Es ist die grösste Abstimmung der Welt, sie dauert bis zum 1. Juni. Das Ergebnis soll am 4. Juni verkündet werden. Im Folgenden einige Fakten zur Unterhauswahl in Indien:

Was wird gewählt?

Zur Wahl stehen die 543 Sitze des Unterhauses, der Lok Sabha - Haus des Volkes. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre. Um regieren zu können, benötigt eine Partei oder eine Koalition eine absolute Mehrheit von 272 Sitzen. Die hindu-nationalistische Partei BJP (Bharatiya Janata Party) von Premierminister Narendra Modi gewann beim letzten Mal 303 Sitze. Die grösste Oppositionspartei, die Kongresspartei (Indian National Congress) kam auf 52 Sitze.

Wo und wann findet die Wahl statt?

Aufgrund der Grösse Indiens wird die Wahl in sieben Phasen abgehalten. Das ist unter anderem nötig, um ausreichend Sicherheit in den Wahllokalen zu gewährleisten. Die Wähler können per Knopfdruck an einem elektronischen Gerät ihre Stimme abgeben. Das Verfahren wurde in Indien erstmals 1982 eingesetzt, seit Anfang der 2000er Jahre in grösserem Umfang.

Die Wahl beginnt am 19. April. Weitere Termine sind am 26. April, 7. Mai, 13. Mai, 20. Mai, 25. Mai und 1. Juni. Die Auszählung ist für den 4. Juni angesetzt.

Wie funktioniert die Wahl?

Die bevölkerungsreichste Nation der Welt wählt nach dem Mehrheitswahlrecht. Das heisst die Wähler geben ihre Stimme für einen Kandidaten ihres Wahlkreises ab. Der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnt den Sitz. Das Wahlalter liegt bei 18 Jahren. Die Kandidaten müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Insgesamt sind 968 Millionen Inderinnen und Inder wahlberechtigt, davon sind 497 Millionen Männer und 471 Millionen Frauen.

Wer sind die wichtigsten Kandidaten?

Ministerpräsident Modi von der BJP führt das Rennen an, gefolgt von seinem faktischen Stellvertreter Amit Shah und dem wichtigsten Oppositionskandidaten, Rahul Gandhi von der Kongresspartei. Gandhi gehört zur Nehru-Gandhi-Dynastie, die seit der Unabhängigkeit Indiens von Grossbritannien 1947 drei Ministerpräsidenten stellte. Sein Urgrossvater Jawaharlal Nehru war der erste Ministerpräsident Indiens und bislang der einzige, der drei Amtszeiten in Folge gewinnen konnte. Rahuls Grossmutter Indira Gandhi und sein Vater Rajiv Gandhi kamen beide bei Attentaten ums Leben. Rahul Gandhis Mutter Sonia, eine gebürtige Italienerin, führte die Kongresspartei nach dem Tod ihres Mannes lange an und sass auch viele Jahre im Unterhaus. Sie tritt dieses Mal nicht an, da sie inzwischen ins Oberhaus - Rajya Sabha, Haus der Staaten - wechselte. Eine Verwandtschaft zu Mahatma Gandhi besteht nicht.

Warum ist die Wahl 2024 so wichtig?

Modi strebt die dritte Amtszeit in Folge an. Dies gelang vor ihm nur Nehru. Für Modi ist ein weiterer überwältigender Sieg der von seiner BJP geführten Nationalen Demokratischen Allianz entscheidend, um sein Ziel zu erreichen, Indien bis 2047 zu einer Industrienation zu machen. Die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Modi will sie zur Nummer Drei weltweit machen und damit an Deutschland vorbeiziehen.

Die BJP wird vor allem von den Hindus unterstützt. Sie machen 80 Prozent der 1,42 Milliarden Einwohner des Landes aus. Modi löste Anfang des Jahres ein zentrales Parteiversprechen ein als er im Januar in der Pilgerstadt Ayodhya einen umstrittenen Hindu-Tempel an einem Ort einweihte, an dem einst eine jahrhundertealte Moschee stand.

Bei dem Oppositionsbündnis «INDIA» handelt es sich grösstenteils um eine Mitte-Links-Gruppierung von mehr als zwei Dutzend verschiedenen Parteien. Sie hält ihren Sieg für unerlässlich, um die demokratische und säkulare Ordnung des Landes zu retten, den an den Rand gedrängten Bevölkerungsgruppen zu helfen, die Preise für die Landwirte anzuheben und Arbeitsplätze für die Jugend zu schaffen. In Meinungsumfragen wird der Kongresspartei eine weitere Niederlage gegen die BJP vorausgesagt.

(Reuters)