Voraussetzung sei aber, dass eingehende Daten bestätigen, dass die Inflation erfolgreich zurückgedrängt sei, sagten vier mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Auf ihrem Zinstreffen am Donnerstag in Frankfurt, dem ersten in diesem Jahr, hatten die Euro-Wächter wie schon im Oktober und im Dezember die Füsse stillgehalten. Sie beliessen den am Finanzmarkt massgeblichen Einlagensatz, den Banken erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Liquidität parken, bei 4,00 Prozent. Einen klaren Hinweis darauf, wann die erste Zinssenkung anstehen könnte, vermied die Notenbank.

Währungshüter wüssten, dass die Zeit dafür näherrücke, über eine erste Zinssenkung zu diskutieren, sagten die Insider. Dafür erforderlich sei, dass eingehende Daten zur Inflation und Lohnentwicklung bestätigten, dass die Teuerung bereits dieses Jahr auf die EZB-Zielmarke von 2,00 Prozent zusteuere. Auf der nächsten Zinssitzung am 7. März könne eine Änderung des Tonfalls anstehen, sollten dann vorliegende neue Wirtschaftsprognosen der EZB-Ökonomen einen rascheren Rückgang der Inflation bestätigen. Eine erste Zinssenkung sei dann im Juni am wahrscheinlichsten. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

Bislang gehen die EZB-Ökonomen davon aus, dass die Inflation im Euroraum erst ab der Jahresmitte 2025 wieder zum EZB-Ziel zurückkehren wird. Im Dezember lag sei bei 2,9 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte auf der Pressekonferenz nach dem jüngsten Zinsbeschluss gesagt, dass man sich im EZB-Rat auf dem Treffen einig gewesen sei, dass es noch zu früh sei, um über Zinssenkungen zu sprechen. Die EZB werde weiter datenabhängig vorgehen. Am Finanzmarkt wird derzeit damit gerechnet, dass der erste Schritt nach unten im April oder im Juni erfolgen könnte.

(Reuters)