Die Aussichten für die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum blieben schwach und seien von einer «erheblichen Unsicherheit» gekennzeichnet, sagte der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, am Mittwoch in einer Rede in Madrid. Zudem würden auch jüngste Daten darauf hindeuten, dass die Wirtschaft an Schwung verliere.
er EZB-Vize verwies auf Umfragen, wonach die wirtschaftlichen Aktivitäten im Verarbeitenden Gewerbe schrumpften. Ausserdem hätten Stimmungsdaten aus dem Bereich Dienstleistungen gezeigt, dass sich das Wachstum in diesen Sektor verlangsame. Ursache seien unter anderem hohe Energiepreise. Zudem seien nach wie vor die Auswirkungen der straffen Geldpolitik der vergangenen Jahre im Kampf gegen die hohe Inflation zu spüren, sagte der Notenbanker.
Zwar ist die Inflation in der Eurozone im vergangenen Jahr deutlich gesunken, und die EZB hatte die geldpolitische Wende vollzogen: Seit dem vergangenen Juni sinken die Leitzinsen wieder. Die Auswirkungen der Zinssenkungen entfalten aber erst mit einer Verzögerung ihre Wirkung in der Wirtschaft.
«Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück und die Exporte bleiben schwach, wobei einige europäische Branchen um ihre Wettbewerbsfähigkeit kämpfen», beschrieb de Guindos die aktuelle Lage. Die gute Nachricht sei allerdings, dass der Prozess der nachlassenden Inflation weiter auf einem guten Weg sei. Im vergangenen Jahr habe sich der tendenzielle Rückgang der Teuerung zwar verlangsamt, die Bewegung gehen aber nach wie vor «eindeutig in die richtige Richtung».
Die Europäische Zentralbank werde weiter entschlossen dafür sorgen, dass sich die Inflation beim mittelfristigen Ziel der Notenbank von zwei Prozent stabilisieren werde, versicherte der Währungshüter. Wegen der hohen Unsicherheit für die weitere Entwicklung der Wirtschaft werde die EZB die künftigen Zinsentscheidungen weiter von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig machen und von Sitzung zu Sitzung entscheiden, bekräftige de Guindos frühere Aussagen.
Im Dezember war die Inflation in der Eurozone laut jüngsten Daten auf 2,4 Prozent gestiegen, von zuvor 2,2 Prozent. Die EZB hatte ihre Leitzinsen zuletzt im Dezember um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die nächste Zinsentscheidung steht Ende Januar auf dem Programm.
(AWP)