Die Europäische Zentralbank (EZB) hat aus Sicht von EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras voraussichtlich noch Spielraum für weitere Zinssenkungen im laufenden Jahr. Er gehe immer noch von zwei Schritten nach unten im laufenden Jahr aus, sagte der griechische Notenbankchef dem Informationsdienst «Platow Brief» in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview.
Entscheidend sei, dass die eingehenden Daten, insbesondere zu den Löhnen, die Währungshüter darin bestärkten, dass die Inflation mittelfristig wieder auf das Zielniveau von zwei Prozent zurückkehren werde.
In diesem Zusammenhang seien die EZB-Projektionen zur Inflations- und Wachstumsentwicklung im September wichtig: «Wenn die Inflation wie erwartet weiter zurückgeht, wären schrittweise Zinssenkungen angemessen, um die wirtschaftliche Dynamik zu stärken», betonte das griechische EZB-Ratsmitglied.
Die Inflation in der Euro-Zone hatte zuletzt überraschend wieder zugelegt. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Juli um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 2,5 Prozent im Juni.
Der Zielwert der EZB ist damit wieder etwas weiter weg. Anfang Juni hatte die EZB erstmals seit 2019 die Zinsen nach unten gesetzt. Sie senkte den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatz auf 3,75 Prozent von zuvor 4,00 Prozent. Auf der Juli-Zinssitzung pausierte sie.
Ähnlich wie nun Stournaras hat der spanische EZB-Vizechef Luis de Guindos jüngst auf die Bedeutung der zur Zinssitzung am 12. September vorliegenden Prognosen verwiesen: Aus seiner Sicht wird die EZB anhand der Projektionen im nächsten Monat die geldpolitische Ausrichtung besser abschätzen können.
(Reuters)