Angesichts des hohen Masses an Unsicherheit «müssen wir wachsam und vorsichtig sein», sagte Zyperns Notenbankchef in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. «Ausserdem wollen wir die Märkte nicht überraschen und die falschen Signale geben. Daher bin ich der Meinung, dass kleinere Zinsanpassungen angemessener sind.»
Angesichts der nachlassenden Inflation und der mauen Konjunkturaussichten in der Euro-Zone hat die EZB ihren Leitzins in der vergangenen Woche zum vierten Mal in diesem Jahr um einen viertel Prozentpunkt gesenkt. Um eine stärker Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt zu rechtfertigen, müssten die Prognosen zeigen, dass die Inflationsrate «für eine lange Zeit sehr deutlich unter dem Zielwert» von zwei Prozent bleibt. «Ansonsten würde ich mich nicht für grössere Kürzungen entscheiden», sagte Patsalides.
Er sehe derzeit keine anhaltende wirtschaftliche Stagnation, die einen Zinssatz für lange Zeit unter dem neutralen Niveau rechtfertigen würde. Diesen sehe die EZB zwischen 1,5 und 3,0 Prozent. Als neutrales Zinsniveau gilt, wenn die Geldpolitik die Wirtschaft weder anschiebt noch bremst. «Was wir wissen, ist, dass wir uns dem neutralen Bereich nähern», sagte das Ratsmitglied.
Auf die Frage, ob er eine weitere Zinssenkung schon im Januar unterstützen werde, antwortete Patsalides: «Die Richtung ist klar, und ich würde erwarten, dass die Zinssätze nach unten gehen.» Man lege sich aber nicht im Voraus auf einen bestimmten Weg fest.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Leitzins im kommenden Jahr ebenfalls viermal um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt wird. Der an den Finanzmärkten massgebliche Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank ihr Geld parken können, würde dadaurch von aktuell drei auf zwei Prozent fallen.
Vom schwächelnden Euro sieht der Währungshüter derzeit keine Inflationsgefahren ausgehen. «Ich habe keine Meinung zum angemessenen Wechselkurs, aber das derzeitige Niveau scheint keine inflationären Probleme zu verursachen», sagte Patsalides.
(Reuters)