Euro-Wächter argumentierten, dass die EZB noch eine Wegstrecke bei den Zinsen zu gehen habe, vor allem wenn die Inflation nicht so schnell zurückweiche wie erwartet, hiess es in dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll des Zinstreffens am 26. und 27. Juli. Eine Zinserhöhung im September wäre dann notwendig, wenn es keine überzeugenden Beweise dafür gebe, dass die bisherigen Zinsschritte zur Senkung der Inflation ausreichten. Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am 14. September in Frankfurt.

Allerdings argumentierten manche Euro-Wächter auch dahingehend, dass wahrscheinlich die zur September-Sitzung vorliegenden neuen Konjunkturprognosen der EZB-Volkswirte den Inflationspfad hinreichend nach unten in Richtung zwei Prozent revidieren würden. Und dies, ohne dass eine weitere Zinsanhebung im September erforderlich wäre, hiess es in der Niederschrift. «Allerdings wurde auch darauf hingewiesen, dass der September-Sitzung und den Projektionen nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden sollte.» Im Licht der Unsicherheiten gelte es, bei den bevorstehenden Zinssitzungen die Risiken im Blick zu behalten.

Die Euro-Wächter hatten auf ihrem Juli-Treffen die Schlüsselsätze wie schon im Mai und im Juni um einen viertel Prozentpunkt angehoben. Es war seit Sommer 2022 bereits die neunte Erhöhung in Serie. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde auf 3,75 Prozent angehoben - das höchste Niveau seit Oktober 2000. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wollte sich auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss für die weiteren Zinssitzungen aber nicht festlegen. Lediglich Zinssenkungen schloss sie aus.

(Reuters)