Dies geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung vom September hervor. Dabei hatten die Währungshüter angesichts der abebbenden Inflation erstmals seit der Zinswende vom Juni wieder eine geldpolitischen Lockerungsschritt unternommen. Sie wollen schrittweise die Zügel weiter lockern, sofern es die Datenlage zulässt. Zuletzt verdichteten sich die Signale, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bereits nächste Woche erneut senken könnte. Auch Bundesbankchef Joachim Nagel kann sich eine weitere Lockerung vorstellen.
Denn die Teuerung liegt mit 1,8 Prozent im September erstmals seit Mitte 2021 unter der Zielmarke von zwei Prozent. Diese betrachtet die EZB mittelfristig als ideal für die Konjunktur im Euro-Raum. Die Währungshüter gehen zwar davon aus, dass es gegen Jahresende zu einem vorübergehenden Aufflackern der Inflation kommt. Doch sollte das Ziel der Notenbank einer Teuerungsrate von zwei Prozent in der zweiten Jahreshälfte 2025 erreicht werden.
Sorge über deutsche Konjunktur
Mit Blick auf die Konjunktur sehen die Währungshüter die unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Mitgliedstaaten der Euro-Zone als Herausforderung: Einige Länder litten stärker als andere unter der Verlangsamung der Industriekonjunktur. «Insbesondere das schwache Wachstum in der grössten Volkswirtschaft des Euroraums bremste das Wachstum im Euroraum», heisst es in den Protokollen mit Blick auf Deutschland. Während ein Teil der Schwäche wahrscheinlich zyklischer Natur sei, stehe diese Wirtschaft vor erheblichen strukturellen Herausforderungen: «Im Gegensatz dazu verzeichneten viele andere Länder des Euro-Währungsgebiets ein robustes Wachstum, einschliesslich starker Beiträge der Inlandsnachfrage.» Die Bundesregierung rechnet mittlerweile für 2024 mit dem zweiten Rezessionsjahr in Folge.
(Reuters)