Die Commerzbank AG gehört informierten Kreisen zufolge zu den europäischen Banken, die von der Aufsicht aufgefordert wurden, ihre Risiken im Russlandgeschäft zu verringern.

Wie zu hören ist, hat die Europäische Zentralbank die Commerzbank in den vergangenen Monaten gedrängt, für mögliche Verluste im Land eine grössere Vorsorge zu bilden. Die Commerzbank verfügt in Russland noch immer über eine bedeutende Präsenz.

Im Februar hatte das Institut mitgeteilt, sein Russland-Engagement gegenüber der Zeit vor Moskaus Invasion in der Ukraine per Saldo um 60 Prozent gesenkt zu haben, und dass es dieses weiter abbaue. Von den im vergangenen Jahr gebildeten Risikovorsorgen seien 40 Prozent dem Russlandgeschäft zuzurechnen gewesen.

Die Russlandsparte der Commerzbank “arbeitet im Rahmen der gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen”, sagte ein Sprecher der Bank. “Wir betreuen nur bestehende Geschäfte mit unseren deutschen und internationalen Kunden. Wir werden unsere Geschäftsstrategie und Risikobewertung kontinuierlich an die aktuelle Situation anpassen.”

Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Wie andere europäische Banken hat sich die Commerzbank nach Beginn des Ukraine-Kriegs nur langsam aus Russland zurückgezogen. Einigen, etwa der weitaus stärker als die Commerzbank engagierten Raiffeisen Bank International AG und UniCredit SpA, wurde von der EZB höhere Kapitalanforderungen aufgebrummt. Die Aufsicht will sicherstellen, dass die Banken womöglich drastische Kapitaleinbussen verkraften können, etwa wenn sie ihr Russlandgeschäft in Gänze abschreiben müssten.

Ob die von der Commerzbank unternommenen Schritte ausreichen, die Aufsicht zufriedenzustellen, ist unklar. Die EZB passt ihre Anforderungen jedes Jahr an. In diesem Jahr blieben ihre Vorgaben für die Commerzbank unverändert.

“Wir bemühen uns nach Kräften und mit Nachdruck darum, dass die Banken die Risiken aus ihrem Russlandgeschäft aktiv steuern”, sagte EZB-Chefaufseher Andrea Enria kürzlich. “Aus aufsichtlicher Sicht würden wir jede Gelegenheit positiv sehen, diese Art von Geschäften weiter zu reduzieren oder sich aus ihnen zurückzuziehen.”

Enria räumte ein, dass es für andere Banken schwierig geworden ist, dem Beispiel der Societe Generale SA zu folgen und sich vollständig zurückzuziehen. Die russische Haltung gegenüber dem Verkauf lokaler Töchter sei jetzt “etwas feindseliger”, hatte Enria erklärt. Er lobte die Praxis der Banken, ihre Russlandaktivitäten vom restlichen Geschäft zu trennen.

Die Commerzbank bezifferte ihr Russland-Engagement zum Ende des letzten Jahres auf nurmehr 744 Millionen Euro. Darüber hinaus hält ihre Niederlassung auf Rubel lautende Einlagen im Wert von etwa 800 Millionen Euro bei der russischen Zentralbank.

Das Institut hat technische Vorbereitungen getroffen, um die russische Tochterbank sofort aus den IT-Systemen der Gruppe zu entfernen, falls dies notwendig werden sollte, hiess es.

(Bloomberg)