Die Geldpolitik könne und solle auf eine ungeordnete Neubewertung von Risikoaufschlägen regieren, die die Massnahmen der Notenbank beeinträchtige und die Preisstabilität bedrohe, sagte Schnabel am Dienstag an der Panthéon-Sorbonne University in Paris laut Redetext. "Es besteht kein Zweifel daran, dass wir nötigenfalls neue Instrumente entwickeln und einsetzen werden, um die geldpolitische Transmission und somit unser primäres Mandat der Preisstabilität zu sichern", sagte sie. Schnabel ist bei Europäischen Zentralbank (EZB) für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik zuständig.
Zuletzt waren die Renditeabstände - die sogenannten Spreads - zwischen den Staatsanleihen Deutschlands und denen südlicher Euro-Länder wie Italien stark auseinandergelaufen. Für solche stärker verschuldeten Euro-Länder könnten die gestiegen Risikoaufschläge Experten zufolge zu einem Problem werden. Am Dienstag war der Renditeabstand zwischen 10-jährigen deutschen Bundesanleihen und entsprechenden italienischen Staatspapieren auf über 2,50 Prozentpunkte gestiegen - der höchste Abstand seit 2020. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte vergangene Woche nach dem Zinsbeschluss gesagt, bei Bedarf werde die EZB bestehende angepasste Instrumente oder neue Instrumente einsetzen, um gegen ein unerwünschtes Auseinanderlaufen der Renditen für Staatsanleihen vorzugehen.
Das Engagement für den Euro sei das Werkzeug der Notenbank gegen eine solche Fragmentierung, sagte Schnabel. "Dieses Engagement kennt keine Grenzen", fügte sie hinzu. Auf neue Notfälle werde die EZB mit bestehenden und neuen Instrumenten reagieren. Diese könnten unterschiedlich ausgestaltet werden und würden innerhalb des Mandats verbleiben, sagte sie. In einer ersten Reaktion auf die Rede der EZB-Direktorin twitterte Frederik Ducrozet, Chefkonjunkturanalyst beim Schweizer Vermögensverwalter Pictet, er erwarte, dass nun ein neues Instrument kommen werde. "Was zählt, ist Glaubwürdigkeit und @Isabel_Schnabel hat gerade ein starkes Signal heute gesendet", merkte er an.
Schnabel zufolge ist ein Werkzeug, um die Renditeabstände einzudämmen, die flexible Wiederanlage der Gelder aus abgelaufenen Anleihen im Rahmen des billionenschweren Bond-Kaufprogramms PEPP. Die EZB kann laut der Direktorin zudem in sehr kurzer Zeit Antworten finden, sollte die Geldpolitik gefährdet sein.
(Reuters)