Das lange Warten hat ein Ende: Seit dem heutigen Montagmorgen ist endlich bekannt, wie das Alzheimer-Mittel Gantenerumab in zwei Studien abgeschnitten hat. Unglücklicherweise zeigt der Wirkstoff nicht die erhoffte Verlangsamung des Krankheitsverlaufs.

Das überrascht insofern, als dass der US-Rivale Biogen vor wenigen Wochen Erfolge mit einem Alzheimer-Mittel mit einem ähnlichen Wirkungsmechanismus feiern konnte. Der Genussschein von Roche wurde damals ebenfalls mit Vorschusslorbeeren bedacht und gewann an besagtem Tag rund 5 Prozent an Kurswert.

Genfer Privatbank wittert bei einem SMI-Schwergewicht das schnelle Geld


Nun geht es für das Schwergewicht wieder nach unten. Nach einem Rücksetzer in die Nähe von 307 Franken verliert es zur Stunde noch 3,5 Prozent auf 316,40 Franken. Das wiederum belastet auch den SMI, welcher ebenfalls nachgibt. Die Aktie von Auftragsfertiger Lonza büsst 2,4 Prozent auf 510,20 Franken ein. Lonza hätte die Antikörper für Gantenerumab produziert.

Einige Analysten müssen nun über die Bücher

Analysten zeigen sich ziemlich enttäuscht, dass Gantenerumab in den beiden Studien nicht besser abschneiden konnte. Die Studienergebnisse würden nun quasi das "Aus" für das Alzheimer-Mittel bedeuten. Kommerziell lasse sich der Wirkstoff nämlich nicht mehr von anderen Konkurrenzpräparaten wie eben jenem von Biogen differenzieren. Ganz im Gegenteil, wie es weiter heisst.

Einige Experten, darunter jener der US-Investmentbank J.P. Morgan, hatten Gantenerumab im Erfolgsfall einen Spitzenumsatz von bis zu 10 Milliarden Dollar jährlich zugetraut (der cash Insider berichtete). Selbst wenn diese Analysten bislang nur einen Teil dieser Umsatzerwartungen in ihre Bewertungsmodelle einfliessen liessen, drohen nun schmerzhafte Anpassungen. Für gewöhnlich bleiben solche Anpassungen nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung.

Wie Kepler Cheuvreux schreibt, reiht sich der Rückschlag mit Gantenerumab bei Roche in eine Abfolge mehrerer produktseitiger Rückschläge in diesem Jahr ein. Der Broker hatte im Erfolgsfall mit wichtigen Impulsen für den Genussschein gerechnet. Solche bleiben nun aus. Kepler Cheuvreux bleibt daher bei "Hold" und einem Kursziel von 320 Franken.

Will man der Zürcher Kantonalbank (ZKB) Glauben schenken, dann liegen die Konsenserwartungen für Gantenerumab bei einem Spitzenumsatz von etwa 4 Milliarden Franken. Mit 2 Milliarden Franken sind ihre eigenen Erwartungen nur gerade halb so hoch. Für die ZKB wäre ein Kursrückgang um 5 Prozent oder mehr eine günstige Kaufgelegenheit. Sie stuft den Genussschein wie bis anhin mit "Übergewichten" ein.

Roche bleibt seit Januar weit hinter Novartis zurück

Keinen Anpassungsbedarf hat die Bank Vontobel. Aufgrund der hohen Risiken der beiden Alzheimer-Studien hatte sie darauf verzichtet, Umsatzbeiträge von Gantenerumab ins Bewertungsmodell miteinzubeziehen. Deshalb hat der produktseitige Rückschlag keine Folgen, weder für die Kaufempfehlung, noch für das 392 Franken lautende Kursziel.

Auch die Basler Kantonalbank ist in derselben vorteilhaften Position und muss keine Anpassungen vornehmen. Sie preist den Genussschein weiterhin mit "Übergewichten" und einem Kursziel von 370 Franken zum Kauf an.

Mit einem Minus von fast 20 Prozent seit Januar schneidet der Genussschein von Roche im bisherigen Jahresverlauf deutlich schlechter ab als die Aktie von Platzrivale Novartis. Letztere steht mit knapp 2 Prozent im Minus. Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, liess der Roche-Genussschein die Novartis-Aktie dafür im Jahr zuvor weit hinter sich zurück. Der Genussschein gewann damals gut 24 Prozent.