Die Machtposition bei einer Einsprache könne praktisch gratis ausgenutzt werden, sagte der Leiter des Real Estate Institute der Zürcher Hochschule für Wirtschaft, Peter Ilg.

Bei Einsprachen würden Bauprojekten massive finanzielle Schäden drohen. Das bringe all diejenigen in Versuchung, die es «mit der Moral nicht so genau nehmen», sagte Ilg in einem am Sonntag publizierten Interview mit der «NZZ am Sonntag». Von einer berechtigten Einsprache sei es nur ein kleiner Schritt zur Nötigung. Die Zeitung schreibt in einem Artikel zum Interview: Anwohnerinnen und Anwohner würden dann zusehends Baurekurse als Druckmittel benutzen, um finanzielle Forderungen zu stellen.

Rekurrenten und Anwälte seien dabei versiert genug, dass man die Eingabe nicht als strafbare Handlung verfolgen könne, so Ilg. «Sie vermeiden zum Beispiel in Verhandlungen jede Schriftlichkeit». Bei Einsprachen würden andere Gründe vorgeschoben.

Das Institut für Immobilienwirtschaft habe den Erfolg von Einsprachen ausgewertet: In erster und zweiter Instanz würden 80 Prozent aller Einsprachen abgewiesen oder zurückgezogen, sagte Ilg.

Weniger Wohnungen

Einsprachen hätte mittlerweile eine volkswirtschaftliche Bedeutung erlangt. Projekte würden gar nicht erst realisiert, was zu einem Mangel an zusätzlichem Wohnraum führe.

Zu diesem Schluss kam im vergangenen Jahr auch eine Immobilien-Studie der Zürcher Kantonalbank. Vom Baugesuch bis zur Baubewilligung dauert es demnach im Landesschnitt 140 Tage. Das seien 56 Tage mehr als noch 2010. Dabei gelte, je dichter besiedelt, desto länger die Verzögerung.

(AWP)