Der frühere Chefbuchhalter Stephan von Erffa wolle am 17. und 18. Juli «seine Sicht der Dinge auch vor dem Hintergrund der bisherigen Beweisaufnahme» schildern, sagte Erffas Anwältin Sabine Stetter am Mittwoch vor dem Landgericht München. «Unser Mandant hat sich dafür entschieden, zur Aufklärung des Sachverhalts beizutragen.» Er wolle auch Fragen des Gerichts und der Verfahrensbeteiligten beantworten. Von einem Geständnis sprach Stetter allerdings nicht.

In dem Strafprozess um die spektakuläre Pleite des früheren Dax-Konzerns ist Erffa der unscheinbarste der drei Angeklagten. Der einst oberste Buchhalter des Zahlungsdienstleisters verfolgte bisher stumm, wie Ex-Chef Markus Braun und der geständige Auslandsmanager Oliver Bellenhaus sich gegenseitig beschuldigten. Die Staatsanwaltschaft stützt ihren Vorwurf der gross angelegten Bilanzfälschung unter anderem auf Bellenhaus als Kronzeugen, während Braun die Anschuldigungen bestreitet. Erffas Anwälte haben sich bedeckt gehalten und lediglich einige Angaben zurückgewiesen. Bei Schuldsprüchen wäre die gesetzliche Höchststrafe für jeden 15 Jahre Haft. Wirecard war 2020 zusammengebrochen, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. Der Strafprozess begann Ende 2022.

Der Vorsitzende Richter Markus Födisch hatte Erffa zuletzt für ein Geständnis eine Freiheitsstrafe von sechs bis acht Jahren in Aussicht gestellt. Auf dieses Angebot ging Erffas Anwältin am 134. Verhandlungstag des Prozesses jedoch nicht ein. Stetter schloss aber nicht aus, dass es nach Erffas Aussage doch noch einen Deal mit dem Gericht geben könnte, in dem man sich auf ein Strafmass einigt. Möglicherweise sei es sinnvoll, darüber später erneut zu verhandeln, sagte sie.

(Reuters)