«Just do it» («Tun Sie es einfach») habe Trumps Anweisung gelautet, sagte Cohen am Montag vor dem Gericht in New York. Er sei beauftragt worden, selbst den besten Weg zu finden, um Daniels 130.000 Dollar zukommen zu lassen. Dabei sei es Trump nicht darum gegangen, seine Familie zu schützen, wie die Verteidigung erklärt hatte. «Er hat nicht an Melania gedacht», sagte Cohen über Trumps Ehefrau während der Befragung durch die Staatsanwaltschaft. «Es ging nur um den Wahlkampf.» Trump schüttelte im Gerichtssaal den Kopf.

Trump wird vorgeworfen, im Vorfeld der Wahl 2016 Geschäftsunterlagen im Zusammenhang mit der Zahlung an Daniels gefälscht zu haben. Cohen hatte ihr das Schweigegeld gezahlt, um eine Enthüllung über eine mutmassliche sexuelle Affäre 2006 zu verhindern. Trump hat eingeräumt, Cohen das Geld zurückgezahlt zu haben. Er hat die Vorwürfe in dem Prozess - 34 einzelne Anklagepunkte - aber zurückgewiesen und von einem politisch motivierten Verfahren gesprochen. Eine Affäre mit Daniels verneint er.

Vom Loyalen Mitarbeiter zum erbitterten Kritiker

Am Montag sagte Cohen zunächst über eine Verschwörung zur Unterdrückung unliebsamer Geschichten aus. Trump, der «National Enquirer»-Herausgeber David Pecker und er hätten abgesprochen, rufschädigende Berichte zu stoppen. Im Zusammenhang damit wurden die Massnahmen gegen eine Enthüllungsgeschichte des ehemaligen Playboy-Models Karen McDougal über eine mutmassliche Affäre mit Trump diskutiert. Sie hatte dafür 150.000 Dollar von der American Media Inc (AMI) erhalten, dem Besitzer des «National Enquirer». Die Zeitung druckte die Geschichte aber nach dem Kauf nicht. McDougal zufolge hatte sie 2006 und 2007 eine Affäre mit Trump. Er hat auch dies verneint.

Cohen ist ein zentraler Zeuge der Staatsanwaltschaft. Der heute 57-Jährige galt als einer der loyalsten hochrangigen Mitarbeiter von Trump. Berühmt wurde er für seinen «take a bullet»-Spruch - dass er sich in den Weg einer für Trump bestimmten Kugel werfen würde. Während seiner fast zehnjährigen Zeit in dessen Diensten berichtete er direkt an Trump. Jedoch brach Cohen mit ihm, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnahm. Er gehört heute zu den erbittersten Kritikern Trumps. Cohen hat eingestanden, mehrfach unter Eid gelogen zu haben wie auch 2017 vor dem Kongress. Es wurde erwartet, dass die Verteidigung versuchen wird, ihn als Zeugen zu diskreditieren.

Trump muss dem Verfahren beiwohnen und kann damit in der Zeit nicht Wahlkampf gegen Präsident Joe Biden für die diesjährige Wahl betreiben. Sollte er der Unterlagenfälschung schuldig gesprochen werden, drohen ihm nach den Gesetzen des Bundesstaates New York bis zu vier Jahre Haft. Allerdings werden in vielen Fällen Geldstrafen verhängt oder die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Auch im Falle einer Haft könnte Trump im November erneut zum Präsidenten gewählt und vereidigt werden. Dem 77-Jährigen drohen jedoch durch das Verfahren trotzdem Folgen für die Wahl: Einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge will ein Viertel der Republikaner nicht für ihn stimmen, sollte er von Geschworenen verurteilt werden.

(Reuters)