Ökonomen erwarten, dass die EZB nach der ersten Zinssenkung seit fast fünf Jahren im Juni nicht sofort erneut die Sätze nach unten setzen wird. Damit bliebe der Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, auf dem Niveau von 3,75 Prozent und der Leitzins bei 4,25 Prozent.

Mehrere Eurowächter hatten zuletzt darauf hingewiesen, dass es Gefahren gebe, die die Inflation wieder nach oben treiben könnten. Manche Notenbanker hatten dafür argumentiert, die nächste Zinssenkung nicht zu überstürzen.

Die EZB will ihren Zinsbeschluss um 14.15 Uhr veröffentlichen. Um 14.45 Uhr will sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Journalisten stellen. Sie dürfte vor allem danach gefragt werden, wie es mit den Zinsen nach dem Sommer weitergehen soll. Erwartet wird, dass Lagarde darauf hinweisen wird, dass der Preisdruck insgesamt nachlässt, aber nach wie vor Inflationsrisiken bestehen und die EZB weitere Daten für ihre nächsten Schritte benötige.

In den vergangenen Wochen hatten einige Währungshüter bereits den Blick auf die Zinssitzung im September gelegt. Zu dem Treffen werden auch neue Inflations- und Konjunkturprognosen erwartet. Anleger am Finanzmarkt rechnen für dieses Jahr noch mit zwei Zinssenkungen.

Zwar liegt die Inflation mit 2,5 Prozent im Juni inzwischen wieder nahe der Zielmarke der EZB von 2 Prozent. Doch den Währungshütern bereitet Sorgen, dass die Teuerung im Dienstleistungsbereich mit 4,1 Prozent nach wie vor vergleichsweise hoch ist. Dazu kommt ein starkes Lohnwachstum in der 20-Länder-Gemeinschaft. Die jüngsten Signale von den Lohnabschlüssen deuteten allerdings darauf hin, dass sich das Lohnwachstum allmählich abschwächen wird.

(Reuters)