Die Europäische Zentralbank (EZB) ist laut Notenbank-Direktor Piero Cipollone mit ihrem Zinssenkungskurs noch nicht am Ziel. Doch sie müsse auf ihrem Weg mit grosser Umsicht voranschreiten, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

«Wir stimmen alle darin überein, dass es noch Spielraum gibt, die Zinsen nach unten hin anzupassen», sagte Cipollone. «Aber wir müssen extrem vorsichtig sein», fügte er hinzu. Er wolle in die Zinssitzung im März mit einer offenen Einstellung gehen, die neuen Wirtschaftsprognosen sehen und hereinkommende Daten verarbeiten.

Das nächste Zinstreffen der Währungshüter findet am 5. und 6. März in Frankfurt statt. Zu der Sitzung werden den Währungshütern auch neue Wirtschaftsprojektionen der Notenbank-Volkswirte vorliegen, die bei den Zinsentscheidungen stets eine wichtige Rolle spielen. Die Euro-Wächter hatten zuletzt Ende Januar die Zinsen gesenkt und den am Finanzmarkt massgeblichen Einlagensatz um einen viertel Prozentpunkt auf 2,75 Prozent nach unten gesetzt. Es war bereits die fünfte Zinssenkung seit Juni 2024. Die Fahrtrichtung sei klar, hatte Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde nach dem Beschluss gesagt.

«Ich möchte nicht schwer fassbar wirken, aber die Unsicherheit ist so hoch, dass alles passieren kann», sagte Cipollone. Es sei wichtig die Idee eines Vorgehens von Sitzung zu Sitzung, das datenabhängig sei, zu betonen. «Aber wir alle stimmen auch darin überein, dass wir uns noch in einem restriktiven Bereich befinden,» merkte er an. Zinsen gelten dann als restriktiv, wenn sie eine Volkswirtschaft bremsen. Die EZB sei fast am Ziel. Für Cipollone trifft daher zu: «Je näher man an das Ziel kommt, umso weniger muss man restriktiv bleiben.»

(Reuters)