"Ich respektiere die Tatsache, dass einige beschliessen, die Umstellung auf ein 100-prozentiges Elektroangebot zu beschleunigen", sagte Thierry Breton der französischen Tageszeitung Les Echos in einem in einem am Freitag veröffentlichten Interview. "Ich ermutige die Hersteller aber auch, weiterhin Autos mit Verbrennungsmotor zu produzieren, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen und eine Macht im Export zu bleiben."
Die Europäische Union hat letzte Woche eine bahnbrechende Vereinbarung erzielt, die ab 2035 faktisch ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor vorsieht. Der wichtige Schritt auf dem Weg zur verringerten Kohlenstoffdioxidemissionen würde im Verkehr zum einem deutlichen Wandel führen.
Zusammenbruch des Automarktes befürchtet
Bretons Bedenken entsprechen der Sichtweise, die unter anderem bereits Stellantis NV äusserte. Europas zweitgrösster Automobilhersteller warnte vor einem Zusammenbruch des Automarktes, wenn es der Branche nicht gelingt, die Kosten für Elektrofahrzeuge zu senken.
Breton erklärte im Les-Echos-Interview, die Umstellung auf Elektroautos könnte die Branche, in der etwa 13 Millionen Menschen arbeiten, rund 600'000 Jobs kosten. In Bezug auf die EU-Vereinbarung zur E-Auto-Wende verwies er auf eine Überprüfungsklausel für das Jahr 2026, die es ermögliche, die Frist bis 2035 zu verschieben.
«Es darf keine Tabus geben»
Breton kündigte eine Arbeitsgruppe an, die in den nächsten vier Jahren regelmässig zusammenkommen und auch die Automobilhersteller umfassen soll. "Für das Treffen im Jahr 2026 darf es keine Tabus geben", sagte Breton.
Am deutlichsten zu den Risiken des EU-Ausstiegs aus Verbrennungsmotoren hat sich bislang wohl der Chef des Peugeot- und Fiat-Mutterkonzerns Stellantis geäussert. "Ich mache mir keine Sorgen um Stellantis", sagte Carlos Tavarès am 27. Oktober, dem Tag, an dem die EU ihre Einigung erzielte. "Ich mache mir Sorgen um die Mittelschicht, die sich keine Autos kaufen kann, die 30'000 Euro kosten."
(Bloomberg)