Die Europäische Union (EU) hat Insidern zufolge die Finanzierung des Welternährungsprogramms (WFP) in Somalia vorläufig eingestellt. Eine Untersuchung der Vereinten Nationen (UN) habe weit verbreiteten Diebstahl und Missbrauch von Hilfsgütern aufgedeckt, die eine Hungersnot verhindern sollten, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Landbesitzer, lokale Behörden, Mitglieder der Sicherheitskräfte und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen seien in die Unterschlagung von Hilfsgütern für Bedürftige verwickelt, sagte einer der Insider. Die Hilfe werde wieder freigegeben, wenn das WFP zusätzliche Bedingungen erfülle, darunter die Überprüfung der Partner vor Ort in Somalia. Der zweite hochrangige EU-Beamte bestätigte dies. Der UN-Bericht beziffere nicht die Menge der umgeleiteten Hilfsgüter, aber die Ergebnisse deuteten darauf hin, «dass die Umleitung von Hilfsgütern in Somalia weit verbreitet ist und System hat».

Der als «streng vertraulich» gekennzeichnete Bericht vom 7. Juli wurde von Guterres in Auftrag gegeben, wie aus einer Kopie hervorgeht, die Reuters vorliegt. Das Büro von UN-Generalsekretär Antonio Guterres reagierte zunächst nicht auf Anfragen für einen Kommentar.

Ein Sprecher der Europäischen Kommission konnte eine vorübergehende Aussetzung weder bestätigen noch dementieren: «Bislang wurde die EU von ihren UN-Partnern nicht über finanzielle Auswirkungen auf EU-finanzierte Projekte informiert», sagte Balazs Ujvari. «Dennoch werden wir die Situation weiter beobachten und an unserer Null-Toleranz-Politik gegenüber Betrug, Korruption oder Fehlverhalten festhalten.» Das WFP reagierte nicht sofort auf Anfragen von Reuters nach einer Stellungnahme. Das somalische Amt für Katastrophenmanagement, das die humanitären Massnahmen der Regierung koordiniert, sagte, die somalischen Behörden seien entschlossen, die Ergebnisse des UN-Berichts zu untersuchen. Gleichzeitig wies das Amt darauf hin, dass die derzeitigen Systeme der Hilfslieferungen «ausserhalb der Regierungskanäle» funktionierten.

Vor drei Monaten setzten das Welternährungsprogramm (WFP) und die US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) die Nahrungsmittelhilfe für das benachbarte Äthiopien als Reaktion auf die weit verbreitete Veruntreuung von Spendengeldern aus.

(Reuters)