Die Aktie der Credit Suisse, wie viele Bankaktien aus Europa, kommt seit Jahren nicht vom Fleck. Einen Kursstand von 96 Franken wie kurz von der Finanzkrise wirkt heute wie eine Zahl aus einer fremden Welt. Die Aktie kostet heute 12,20 Franken, im Sommer 2016 fiel sie kurzzeitung gar unter 10 Franken.
"Die Aktie ist sehr stark unterbewertet", sagt Georg von Wyss im cash-Börsen-Talk. Die Drittquartalszahlen, welche die Bank am Mittwoch veröffentlichte, hätten gezeigt, dass die Credit Suisse auf dem richtigen Weg sei, so der Fondsmanager der Schweizer Investmentboutique BWM Value Investing.
Der CS-Gewinn, der allerdings durch einen ausserordentlichen Profit (Verkauf einer Geschäftseinheit) geprägt wurde, war das beste Ergebnis in einem dritten Quartal seit Beginn des Konzernumbaus 2015. Dieser wurde von CEO Tidjane Thiam eingeleitet und gilt mittlerweile als vollzogen.
Die Aktie der Credit Suisse ist im Fonds "Classic Value Equity Fund" und beim "Classic Global Equity Fund" von BWM Value Investing enthalten (siehe auch: fondssparplan.ch). Bei der Anlagestrategie Value-Investing gehen Investoren von der Annahme aus, dass der Preis einer Firma nicht dem Wert des Unternehmens entspricht.
Der Markt verkennt also den tatsächlichen Wert des Unternehmens, die Aktien werden "unterbewertet" genannt. Erst mit der Zeit bemerkt der Markt die Fehlbewertung der Aktie, so der Ansatz. Und Value-Investoren, die bereits bei der Unterbewertung investiert haben, streichen dann schöne Gewinne ein.
Auch Adecco und EFG International
Und wann, so fragt man sich, wird dies bei der CS der Fall sein? "Wenn die Bank konsistent gute Zahlen bringt, wird dies die Leute mit der Zeit überzeugen", antwortet Georg von Wyss. Die CS-Aktie sei derzeit mindestens den Buchwert wert. BWM Value Investing berechnet so den Wert der CS-Aktie auf 20 Franken. Dieses Niveau erreichte die CS-Aktie zuletzt im November 2015. Von Wyss ist darüberhinaus überzeugt, dass die CS unter Vorurteilen am Finanzplatz leidet. "Es ist ein Volkssport geworden, die CS zu hassen."
Die CS-Aktie ist bloss eine von drei Schweizer Titeln in den Fonds von BWM. Internationale Investoren hätten die hohe Qualität der Schweizer Firmen erkannt, daher sei die Auswahl an unterbewerteten Firmen nicht mehr so gross, sagt Wyss im Börsen-Talk. Den Bewertungsabschlag noch nicht aufgeholt haben gemäss BWM auch Adecco und EFG International. Die Privatbank ist punkto Aktienkurs ein ähnlicher Fall wie die CS. Der Titel kostete vor der Finanzkrise bis 61 Franken, seit Jahren handelt sie nun grösstensteils in einer Bandbreite von 5 bis 10 Franken.
Fakt ist, dass Value-Investoren sich auch mal vergreifen können mit einem Investment. Und dass sie mitunter einen langen Atem haben müssen, mit langfristiger Ausrichtung. Oder wie es Georg von Wyss sagt: "Wir erachten das Spekulieren auf kurzfristige Kursbewegungen als relativ hoffnungsloses Unterfangen."
Im cash-Börsen-Talk äussert sich Georg von Wyss auch zu den drei europäischen Aktien, welche BWM in letzter Zeit zugekauft hat. Von Wyss führt auf der Website von BWM einen Blog.