Für die Aktionäre der Credit Suisse (CS) kommt es am frühen Dienstagmorgen einmal mehr knüppeldick: Die Grossbank rechnet für das zurückliegende erste Quartal mit einem Vorsteuerverlust in Höhe von 900 Millionen Franken. Darin enthalten ist ein Verlust aus der Archegos-Pleite in Höhe von 4,4 Milliarden Franken. Das deckt sich in etwa mit den zuletzt von Beobachtern erwarteten bis zu 5 Milliarden Dollar vor Steuern.

Um die Eigenkapitaldecke nicht zu sehr zu belasten, schlägt die CS für 2020 eine reduzierte Dividende in Höhe von 10 (zuvor 29,17) Rappen je Aktie vor. Das milliardenschwere Aktienrückkaufprogramm setzt sie aus.

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Die wenig ruhmreiche Rolle der Grossbank in der Archegos-Pleite hat personelle Folgen. Risikochefin Lara Warner und Investmentbank-Chef Brian Chin müssen ihren Sessel räumen. Ausserdem werden die Anträge für die Kompensation der Geschäftsleitung zurückgezogen.

Kurzfristige Folgen scheinen verkraftbar

Noch sind die Anleger unentschlossen. Sie müssen diese Vielzahl von Neuigkeiten erst einmal einordnen und verarbeiten. Nach einem frühen Vorstoss in die Nähe von 19,41 Franken, gewinnt die CS-Aktie zur Stunde noch 0,8 Prozent auf 10,24 Franken.

Wie Vontobel festhält, liegen die Kosten aus der Archegos-Pleite zwar am oberen Ende der Erwartungen. Dank eines sehr starken operativen Ergebnisses bewege sich der erwartete Vorsteuerverlust im ersten Quartal in einem verkraftbaren Rahmen. Was die längerfristigen Folgen der Pleite auf das Tagesgeschäft anbetrifft, gibt Vontobel vorerst noch keine Entwarnung. Das Hauptinteresse der Zürcher Bank gilt nun den möglichen weiteren Konsequenzen, die aus den noch laufenden Untersuchungen hervorgehen sollten. Das Anlageurteil für die CS-Aktie lautet "Hold" mit einem Kursziel von 10,50 Franken.

Bei Julius Bär zeigt man sich erfreut darüber, dass keine Kapitalerhöhung notwendig wird. Die Neuigkeiten sollten den Kursrückgang aufhalten, mehr denn aber auch nicht. Die Zürcher Bank stuft die Aktie mit "Hold" ein und gibt das Kursziel neuerdings mit 9 (zuvor 12,50) Franken an.

Erste Banken zückt den Korrekturstift

Desillusioniert gibt sich die Zürcher Kantonalbank, nachdem dieser Einzelfall die ansonsten erfolgreiche Arbeit der Gesamtbank im ersten quartal zunichte gemacht hat. Sie begrüsst, dass personelle Konsequenzen gezogen wurden. Den Hauptschaden hätten jedoch die Aktionäre, die mit geringerer Dividende und ausgesetztem Aktienrückkaufprogramm vorlieb nehmen müssten. Die hohe Risikoanfälligkeit der CS hält die Zürcher Kantonalbank von einer optimistischeren Einschätzung der CS-Aktie ab. Diese wird wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" eingestuft.

Als eine der ersten Banken setzt J.P. Morgan den Rotstift an. Sie kürzt ihre Gewinnschätzungen für die nächsten Jahre um bis zu 18 Prozent. Neben Verlusten aus der Archegos-Pleite trägt die US-Investmentbank mit diesen Anpassungen auch Kosten im Zusammenhang mit der Greensill-Affäre, Rückstellungen für drohende Rechtsstreitigkeiten, sowie strengeren regulatorischen Anforderungen der FINMA Rechnung. Durch die Schätzungsreduktionen verringert sich das Kursziel für die weiterhin mit "Overweight" angepriesene CS-Aktie auf 12 (zuvor 15) Franken.

Noch weiter geht die Société Générale. Sie stuft die Aktie von "Buy" auf "Hold" herunter und streicht das 12-Monats-Kursziel auf 11 (zuvor 17) Franken zusammen.

Die Angst vor milliardenschweren Verlusten sowie Spekulationen rund um einen daraus erwachsenden Kapitalbedarf setzten der Aktie bereits letzte Woche ziemlich zu. Mit einem Minus von fast 20 Prozent führte sie die Verliererliste an. Seit Ende Dezember schneidet die um 11 Prozent tiefere CS-Aktie deutlich schlechter als jene der beiden Rivalinnen UBS (+19 Prozent) und Julius Bär (+21 Prozent) ab.