Aufgrund der Zuflüsse, die durch Anzeichen einer sich abkühlenden Weltwirtschaft ausgelöst wurden, erreichte der reale effektive Wechselkurs (EUR/CHF) letzte Woche ein Niveau, das vor der letzten Zinssenkung erreicht wurde.
Das bedeutet, dass die Währungsgewinne anhalten, selbst wenn man die niedrigere Inflation in der Schweiz berücksichtigt.
«Wir sind wieder in einem Bereich, in dem der Franken real stärker ist als nötig», sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J Safra Sarasin. Er schätzt, dass der reale Wechselkurs etwa vier Prozent über seinem langfristigen Durchschnittswert liegt.
Die SNB begann ihren Lockerungszyklus im März - noch vor der Europäischen Zentralbank, die erst im Juni den ersten Zinsschritt nach unten vornahm. Für viele Beobachter gilt eine dritte Zinssenkung durch die Schweizer Währungshüter im September als wahrscheinlich.
Für die Phase danach gehen die Prognosen jedoch auseinander. Die meisten von Bloomberg befragten Ökonomen gehen davon aus, dass die SNB die Zinsen nicht weiter senken wird, während eine kleine Minderheit weitere Kürzungen erwartet. Junius prognostiziert zwei Schritte im Jahr 2025, die den Leitzins auf 0,5 Prozent senken würden.
Bei der Commerzbank betont der Währungsanalyst Michael Pfister, dass der Franken gegenüber dem Euro nicht nur fast wieder auf dem Niveau von vor der Juni-Sitzung liegt, sondern nun sogar etwas stärker gegenüber dem Dollar ist. «Die SNB hat letzten Monat deutlich gemacht, dass ihr so niedrige Niveaus nicht gefallen, da sie disinflationären Druck erzeugen», sagt er.
«Wenn die Frankenstärke anhält, denke ich, dass sich der Markt auf die folgenden Treffen konzentrieren wird. Unser Basisszenario ist eine Kürzung im September und Dezember.»
(Bloomberg/cash)
3 Kommentare
Ich denke, es ist nicht im Interesse der SNB und unserer CH-Wirtschaft eine derartige Frankenstärke gegenüber dem EURO und dem US-Dollar zu haben. Je früher eine Zinssenkung erfolgt, desto besser.
Zinspolitik zur Beeinflussung der Währung einzusetzen, ist Unfug. Jeder Nationalökonom, der so etwas vorschlägt, sollte sofort zurück an seine Uni zu einer Nachschulung in Nationalökonomie.
Die SNB hat mehrfach kommuniziert, dass sie einen zu starken Franken bekämpfen werde, und zwar mit Offenmarktgeschäften. Und genau das macht auch Sinn, weil die SNB so zum einen sehr genau steuern kann, wo sie welche Impulse setzt (Branchen, Länder) und sich gleichzeitig einen Gegenwert aufbaut, den sie bei einer Zinssenkung nicht hätte.
Zinsenkungen sind ein Breitbandantibiotika, das überall ein bisschen und daher sehr ungenau und wenig kraftvoll wirkt. Und damit gleichzeitig viele ungewollte Nebeneffekte erzeugt. Genau deshalb hat die SNB früher keine solche Schweinereien gemacht und wird es auch künftig nicht machen.
Cash bringt diese Aussage nun schon zum zweiten Mal. Es wäre schön gewesen, meinen Kommentar zum letzten Artikel mal zu überdenken und zum Thema- wie man das bei gutem Journalismus machen könnte - mal mit einem Volkswirt der UZH zu sprechen. Oder mal bei Dani Kalt von der UBS nachzufragen, wie er das sieht. Aber nicht einfach einen alten Bloomberg Artikel aufgewärmt erneut publizieren. Nur weil man zur Ringier Gruppe gehört, muss man ja nicht zwingend auf Blick Niveau arbeiten...
…siehe Entwicklung CHF zu EUR & USD die letzten Wochen. Weiter gilt zu beachten, dass die aktuell noch vorhandene Inflation in der Schweiz vorwiegend auf unaufhaltsam weiter ansteigende Mieten zurückzuführen sind wegen zuwenig Wohnraum. Wegen zu hohen Zinsen & Baukosten wurde die letzten Jahre viel zu wenig gebaut weil Renditeobjekte kaum mehr was abwerfen. Dann ist die Antwort klar was die SNB machen wird im September. Danach wird weitere Entwicklung von FED & EZB abhängen.