Wer über den US-Aktienmarkt spricht, denkt oft an Technologiewerte wie Nvidia oder Tesla. Das liegt nahe. Denn der Chiphersteller hat dieses Jahr mehr als 170 Prozent zugelegt, der Elektroautobauer rund 70 Prozent. Damit sind sie die erfolgreichsten der «Magnificent 7», zu denen auch AlphabetAmazon, Apple, Meta und Microsoft gehören. Doch es gibt eine Aktie, die bislang unter dem Radar flog - obwohl sie markant gestiegen ist.

Die Titel des grössten amerikanischen Eierlieferanten Cal-Maine haben seit Anfang Januar 80 Prozent zugelegt. Mitte Dezember erreichten sie mit 114 Dollar ein Allzeithoch. Dieser Preis ist mehr als doppelt so hoch wie der Jahrestiefstand von 53 Dollar per Anfang Januar. Erst in den vergangenen Tagen gerieten die Cal-Maine-Aktien stärker unter Druck. Sie notieren aktuell bei 103 Dollar. 

Cal-Maine hat wesentlich von steigenden Einzelhandelspreisen profitiert. Diese zogen aufgrund von Geflügelkrankheiten und Lieferengpässen an: Dem Vernehmen nach sollen Konsumenten frustriert vor leeren Regalen in Lebensmittelgeschäften gestanden haben. Bei Cal Maine habe man es mit einem Unternehmen zu tun, das «die Vorteile eines starken Preishebels nutzt», sagt Pooran Sharma, Analyst des Finanzdienstleisters Stephens, angesichts der Effekte von Geflügelkrankheiten auf das Angebot und die Preise. «Wir befinden uns gerade in einem Superzyklus.»

Die Rede von einem Superzyklus deutet an, dass das Hoch des Eierlieferanten früher oder später abebben wird. So sieht es auch Alex Jarombek, Analyst des Researchunternehmens Consumer Edge. Er sieht die Aktie in zwölf Monaten bei 90 Dollar, womit er ein Abwärtsrisiko von 12,6 Prozent gegenüber der aktuellen Notierung impliziert. Mit 90 Dollar würde Cal Maine allerdings noch immer knapp 70 Prozent über dem Tiefstand des Jahres 2024 - 53 Dollar - notieren. 

Jarombek empfiehlt, die Aktie zu kaufen - so, wie er dies seit Beginn der Abdeckung tut. Diesem Ruf sind einige institutionelle Investoren gefolgt. Blackrock hält 14 Prozent, Vanguard 10 Prozent der Cal-Main-Titel. Davon abgesehen: Für die Aktie spricht die laut Bloomberg günstige Bewertung: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KVG) beträgt aktuell 19, und das vorwärtsgerichtete KGV liegt bei 9.

Nicht ohne ist zudem die Dividendenrendite: Sie beträgt derzeit 2,8 Prozent. Diese Rate hat in den vergangenen Jahren allerdings geschwankt. 2020 lag sie bei null, 2023 bei 7,5 Prozent. Für das erste Quartal 2025 ist laut Angaben des Unternehmens eine Ausschüttung von 1,019 Dollar je Aktie vorgesehen. Die Zahlungen für weiteren Quartale sind noch offen. Prognosen von Bloomberg gehen von einer Dividendenrendite 2 Prozent in den nächsten zwölf Monaten aus.

Reto Zanettin
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