Der Füllstand lag bei 100,03 Prozent, wie am Sonntagabend aus im Internet veröffentlichten, vorläufigen Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorging. Die Menge des in den Speichern gelagerten Erdgases entspricht bei 100 Prozent Füllstand nach früheren Angaben der Bundesregierung etwa dem Verbrauch von zwei bis drei durchschnittlich kalten Wintermonaten.

Der Speicherverband GIE gab die gespeicherte Erdgas-Menge mit 254,92 Terawattstunden an. Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2023 wurden laut Bundesnetzagentur in Deutschland insgesamt gut 196 Terawattstunden Erdgas verbraucht. Zur weiteren Einordnung: Im gesamten Jahr 2022 wurden in Deutschland laut Bundesnetzagentur insgesamt 847 Terawattstunden Erdgas verbraucht. Eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden.

Behördenpräsident Müller: «Eine gute Nachricht»

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zeigte sich erfreut: «Es ist eine gute Nachricht, dass die Speicher nun zu 100 Prozent gefüllt sind. Wir sind viel besser vorbereitet auf den Winter als wir es im letzten Jahr waren», sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur dpa. Für eine vollständige Entwarnung sei es aber zu früh. «Wir bitten die Menschen, sich weiter genau zu überlegen, welcher Verbrauch sich einsparen lässt.» Wer Gas sparsam verbrauche, könne auch im kommenden Winter viel Geld sparen. «Ein Durchschnittshaushalt hat durch achtsamen Gasverbrauch im letzten Jahr rund 440 Euro gespart.»

Speicherbetreiber lehnen weitergehende Pflichten ab

«Mit der erneut vollständigen Befüllung sind die Betreiber und Nutzer der Gasspeicher ihrer Verantwortung für eine sichere Gasversorgung im Winter umfassend nachgekommen», sagte der Geschäftsführer des Speicherverbandes Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Heinermann der dpa. Er hoffe, dass dies in der Politik Vertrauen schaffe, so dass von weiteren Eingriffen in die Speichernutzung abgesehen werden könne. Heinermann verwies in diesem Zusammenhang auf aktuelle Vorschläge der Bundesregierung zur Änderung des Gasspeichergesetzes. Diese sähen weitergehende Pflichten für Speicherbetreiber und -nutzer vor. Für den Winter bedeute die erneut vollständige Befüllung, dass unter den aktuellen Bedingungen nur noch extrem kalte Temperaturen zu einer Gasmangellage führen könnten.

Deutschland erhält Erdgas aus zahlreichen Ländern

Im Oktober importierte Deutschland nach Angaben der Netzagentur insgesamt gut 74 Terawattstunden Erdgas. Zuletzt kam das Erdgas durch Pipelines vor allem aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden. Kleinere Mengen flossen aus Frankreich, Österreich, der Schweiz und über die neuen Flüssigerdgas-Terminals an den deutschen Küsten in das deutsche Fernleitungsnetz. Über die Ostseepipeline Nord Stream 1 war zuletzt am 30. August 2022 Erdgas aus Russland nach Deutschland gekommen.

Gasspeicher wurden 2023 schneller befüllt

Die Gasspeicher sind in diesem Jahr schneller befüllt worden als im vergangenen Jahr. 2022 waren 100 Prozent am Morgen des 14. November registriert worden. Eine 2022 während der Gaskrise eingeführte Verordnung sieht unter anderem vor, dass die Speicher am 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. Februar müssen sie noch zu 40 Prozent gefüllt sein. Die 95 Prozent waren bereits am 26. September erreicht worden.

Die Gasspeicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Im Winter nehmen die Füllstände üblicherweise ab, nach dem Ende der Heizperiode wieder zu.

Der grösste deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden verzeichnete am Sonntagmorgen einen Füllstand von 99,3 Prozent. Auch EU-weit sind die Speicher fast voll. Laut GIE lag der Füllstand bei fast 99,6 Prozent.

Kühlt das Gas ab, passt mehr in die Speicher

Warum der Füllstand auch mehr als 100 Prozent betragen kann, erklärt der Speicherverband Ines so: Die Speicherbetreiber gäben das Fassungsvermögen von Gasspeichern unter normalen Bedingungen mit 100 Prozent an. «Wird Gas unter optimalen Voraussetzungen eingespeichert, kann das zu einer Erhöhung der Speichermöglichkeiten führen», erklärte Heinermann. So sinke das Volumen von Erdgas, wenn seine Temperatur abnehme. «Hat also das gespeicherte Gas nach der Verdichtung zur Einspeicherung Zeit, um abzukühlen, dann lässt sich am Ende mehr Gas in einem Speicher lagern.»

(AWP)