Am Donnerstagmorgen erwartet die Aktionäre von Ascom einmal mehr eine unangenehme Überraschung: Der Spitalkommunikationsspezialist aus Bern hat in der zweiten Hälfte 2018 zwar Fortschritte gemacht, die Zielvorgaben auf das Gesamtjahr betrachtet aber gleichwohl verfehlt.

Mit 318,5 Millionen Franken liegt der provisorische Jahresumsatz um knapp 3 Prozent über dem Vorjahr. Ursprünglich wollte das Unternehmen den Umsatz zwischen 3 und 6 Prozent steigern.

Noch deutlicher werden die Zielvorgaben für die operative Marge (EBITDA) verfehlt. Diese kam nur bei 12 Prozent zu liegen. Trotz einer enttäuschenden ersten Jahreshälfte zeigte sich Ascom Mitte August noch zuversichtlich, eine operative Marge von rund 15 Prozent erzielen zu können. Die Ziele wurden auch anlässlich des letztjährigen Investorentages vom 8. November noch einmal bestätigt.

An der Schweizer Börse SIX wird die Ascom-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 7 Prozent auf 12,78 Franken für die unliebsame Überraschung abgestraft. Die letztjährigen Tiefstkurse liegen bei 12,42 Franken.

Strategieumsetzung braucht mehr Zeit und kostet Geld

Die Margenentwicklung zwischen Juli und Dezember sorgt in der Analystengemeinde vielerorts für Enttäuschung. Es sei schon klar, dass die Implementierung von Spitalkommunikationssystemen  keiner linearen Entwicklung unterliege, was die Vorgabe von Zielen schwierig mache. Dennoch habe Ascom die eigene Gewinnkraft in den letzten Jahren immer wieder überschätzt. Das kratze an der Glaubwürdigkeit des Unternehmens, so heisst es.

Auch bei der Bank Vontobel werden die vorläufigen Ergebnisse als enttäuschend bezeichnet. Die Zürcher Bank sieht sich darin in ihrer Einschätzung bestätigt, dass die Umsetzung der Strategie wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als ursprünglich geplant. Das Anlageurteil für die Ascom-Aktie lautet weiterhin "Hold", das Kursziel von 18 Franken dürfte womöglich mit dem Rotstift überarbeitet werden.

Die Zürcher Kantonalbank macht neben negativen Währungseffekten auch die ungebrochen nach oben zeigende Kostenentwicklung für den Margenrückgang verantwortlich. Dahinter vermutet die Bank lange Verkaufszyklen sowie investitionsträchtige Umsatzveränderungen hin zu Plattformen und Lösungen. Die Aktie wird wie bis anhin mit "Marktgewichten" eingestuft.

Zweifel an den Mittelfristzielen wächst

Die Enttäuschung kommen sah die UBS. Sie stufte die Ascom-Aktie anfangs November von "Buy" auf "Sell" herunter und strich gleichzeitig das 12-Monats-Kursziel auf 13 (zuvor 23,50) Franken zusammen (cash berichtete). Doch selbst die Erwartung der Grossbank einer operativen Marge von 13 Prozent für das vergangene Jahr erweist sich nun als zu ambitioniert. Die Grossbank hält die durchschnittlichen Gewinnerwartungen der Analysten für die Jahre 2018/19 für mindestens 10 Prozent zu hoch angesetzt.

Bis Ende 2020 strebt Ascom ein jährliches Umsatzwachstum von 7 bis 10 Prozent und eine operative Marge (EBITDA) von rund 20 Prozent an. Diese Zielvorgaben wurden zuletzt anlässlich der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses von Mitte August bestätigt.

Mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 7 Prozent und einer operativen Marge zwischen 17 und 18 Prozent liegt der Durchschnitt der Analystenerwartungen zwar heute schon am unteren Ende oder gar unter den firmeneigenen Mittelfristzielen. Nach der Margenenttäuschung dürften allerdings selbst diese Prognosen noch einmal kräftig nach unten angepasst werden.

Trotz einer leichten Erholung in den letzten Handelstagen des Jahres büsste die Ascom-Aktie 2018 gut 46 Prozent ein. Damit zählte sie zu den schwächeren Aktien an der Schweizer Börse SIX.