Der jüngste, ungeordnete Ausverkauf von Titeln im Bereich künstlicher Intelligenz könnte den breiteren US-Aktienmarkt in den Abgrund treiben, meinte Pictet Wealth Management an einer Medienrunde am Mittwoch in London. 

Obwohl US-Aktien weiterhin eine Top-Auswahl sind, erscheinen die Bewertungen nach einem Anstieg des S&P 500 um 70 Prozent seit Ende 2022 - der von einer kleinen Gruppe von Technologieaktien getrieben wurde - anfällig, so Geraldine Sundstrom, Leiterin des Investmentangebots bei Pictet Wealth Management. «Diese Art der Konzentration hält normalerweise nicht ewig an und wir glauben, dass die Aktien in ein Umfeld zurückkehren werden, in dem die Performance breiter ist».

Die Kommentare folgen auf die deutlichen Kursverluste des S&P 500 am Montag, nachdem die Aufregung über einen neuen chinesischen Chatbot namens DeepSeek die Besorgnis über die hohen KI-Bewertungen in den USA geschürt hatte. Die Auswirkungen waren aber auf nur eine Handvoll Schwergewichte wie Nvidia, Broadcom, AMD oder Micron beschränkt, und der breite Leitindex hat sich seitdem teilweise erholt.

DeepSeek könnte sich als Katalysator für eine Renormalisierung erweisen. Die Frage sei nun, ob dieser Wandel allmählich vor sich gehe oder den Rest des Marktes mit sich reisse, denn dann würde das Auswirkungen auf die amerikanische Notenbank Federal Reserve, den Dollar und die Aktienmärkte haben, so Sundstrom.

Ausverkauf vom Montag war nur ein Ausrutscher

Etwas anders sieht die US-Investmentbank Goldman Sachs die Situation. Dieser Einbruch ist kein Vorbote eines anhaltenden Rückgangs der Aktienkurse, schrieb das Team unter der Leitung von Peter Oppenheimer in einer Notiz am Mittwoch.

«Die meisten Bärenmärkte werden durch Erwartungen sinkender Gewinne ausgelöst, die durch Rezessionsängste getrieben werden», sagten die Strategen. Dieses Szenario habe in den nächsten 12 Monaten nur eine geringe Wahrscheinlichkeit. Die Schwäche der Aktienkurse werde begrenzt sein, da die Zinsen fallen und die Inflation nachlässt, solange es keine grösseren negativen wirtschaftlichen Überraschungen gebe.

«Diese Kombination makroökonomischer Bedingungen hat in der Vergangenheit risikoreiche Anlagen unterstützt», sagten sie. Oppenheimer hat in letzter Zeit vor erhöhten Bewertungen und einer ungewöhnlich hohen Marktkonzentration gewarnt und eine geografische Diversifizierung und Ausweitung des Sektorengagements empfohlen. Mehr über das Kursziel für den S&P 500 Index von Goldman Sachs lesen Sie hier.

«Die Dominanz des US-Aktienmarkts, des Technologiesektors und der dominanten Unternehmen stellen keine Blase dar, die auf irrationaler Überschwänglichkeit beruht, sondern sind vielmehr ein Spiegelbild überlegener Fundamentaldaten», erklären die Strategen weiter. «Das überdurchschnittliche Gewinnwachstum auf Indexebene wird voraussichtlich nachlassen, was Möglichkeiten für eine stärkere Diversifizierung eröffnet.»

(Bloomberg/cash)